Hat der Name «Hintergasse» einen «despektierlichen Beigeschmack», der angeblich die Geschäftslage entwertet, oder ist er als historische Bezeichnung eine unveränderliche Grösse der städtischen Geschichte? Als um 1900 die Umbenennung der platzähnlichen Gasse in der Winterthurer Altstadt gefordert wurde, standen sich die Meinungen über die Namensgebung diametral gegenüber. Als neue Bezeichnung wurde 1904 schliesslich «Steinberggasse» gewählt – zu einer richtigen «Strasse» reichte es trotz des Engagements des Quartiervereins hingegen nicht.
Dieser Streit ist charakteristisch für eine Gasse, die früher wie heute im Schatten der Marktgasse steht, die aber gerade deshalb ihre Substanz und ihr Erscheinungsbild wahren konnte. Über die Jahrhunderte lebten zwar reiche, einflussreiche Personen an der hinteren Gasse, der Alltag verlief hier jedoch sicher beschaulicher und kleingewerblicher, wobei die Frage nach der Belebung immer wieder im Zentrum der Diskussionen stand.
Das reich illustrierte Buch stellt die Geschichte der Gasse wie ihrer Menschen vor und porträtiert ausgewählte Häuser wie den auf das hohe Mittelalter zurückgehenden «Bauhof», die heute verschwundene untere Badstube oder die «Spisi», eine Speisegenossenschaft des Arbeiterbildungsvereins. Das Neujahrsblatt erinnert aber auch an die jüngste Vergangenheit: den Kampf um eine autofreie Altstadt, die Errichtung der Judd-Brunnen oder den Wochenmarkt und andere Veranstaltungen, die das besondere Ambiente dieser reizvollen und keineswegs abgelegenen Gasse ausmachen.