Als «grosses Pfarrdorf in einer angenehmen Gegend», dessen Einwohner sich vor allem mit Landwirtschaft beschäftigen, wurde Seen in der Mitte des 19. Jahrhunderts in einem Ortslexikon charakterisiert. Heute, 150 Jahre später, fällt es entschieden schwerer, in wenigen Worten den Charakter von Seen zu beschreiben. Seit 1922 keine eigenständige Gemeinde mehr, sondern ein Stadtteil von Winterthur, hat Seen in den letzten Jahrzehnten einen immensen Bauboom erlebt, der die Bevölkerung innerhalb einer Generation verdoppeln und den Stadtteil zu einer eigentlichen Stadt werden liess.
Dieser Verstädterungsprozess prägt heute die Wahrnehmung einer Ortschaft, die aus ganz unterschiedlichen Siedlungen, Weilern und Höfen besteht, die zum Teil städtebaulich zusammengewachsen, zum Teil auf Distanz geblieben sind und ihre je eigene Geschichte und Identität besitzen. Der Blick in die Vergangenheit öffnet ein weites Feld von (Dorf-)Geschichten, die im Spannungsfeld von Stadt und Land, von Landwirtschaft und Industrie, von Hügel und Ebene, von Dorf und Aussenwachten stehen. Ein breites Panorama der ländlich-städtischen Welt skizzierend, stellen die einzelnen Kapitel den Alltag aus ganz unterschiedlichen Perspektiven dar und entwerfen so ein Bild, das den Stadtteil in neuem, manchmal ungewohntem und oft auch überraschendem Licht zeigt.