Manchmal als Toggenburger Erbschaftskrieg, als Schwyzer, Eidgenössischer, Österreichischer oder gar Armagnakenkrieg bezeichnet, spielt die seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert hauptsächlich «Alter Zürichkrieg» genannte Auseinandersetzung der Jahre zwischen 1436 und 1450 im kollektiven Gedächtnis gerade von Zürich eine grosse Rolle. Die als «Mord» von Greifensee gebrandmarkte Hinrichtung der zürcherischen Besatzung von Greifensee durch ein eidgenössisches Kriegsgericht, die Gegenspieler Ital Reding und Rudolf Stüssi und die Schlachten bei St. Jakob an der Sihl und an der Birs nehmen aber nicht nur im Zürcher, sondern auch im Schweizer Geschichtsbild einen wichtigen Platz ein. Die unterschiedlichen Bezeichnungen weisen gleichzeitig darauf hin, dass der mehrjährige Konflikt keineswegs einfach ein «Bürger-» oder «Bruderkrieg» zwischen Schwyz und Zürich sowie ihren Verbündeten war. Der Streit griff vielmehr weit in die benachbarten, auch süddeutschen Gebiete aus, und gekämpft wurde nicht nur mit militärischen, sondern auch mit propagandistischen und diplomatischen Mitteln. Im Vordergrund des Buches stehen aber nicht die politischen Hintergründe und militärischen Ereignisse, die mittlerweile gut bekannt sind, sondern Gesichtspunkte, die den Alten Zürichkrieg stärker von «unten» und von «aussen» erforschen. Aus der Optik einer Alltags-, Kultur- und Regionalgeschichte heraus sollen etwa die Auswirkungen auf die Bevölkerung, die Perspektive einzelner Akteure und Persönlichkeiten sowie die Rolle von vermeintlichen Nebenschauplätzen untersucht werden. Diese bisher weit-gehend vernachlässigten Themen machen deutlich, dass der Alte Zürichkrieg ein Konflikt vieler Dimensionen ist, dass Kriege nicht nur auf den Schlachtfeldern Spuren hinterlassen und dass auch «Verlierer» eine Geschichte haben und verdienen.