The Armenian Genocide and the Shoa
«Jene Armeniergreuel erinnern mich heute, da sie wieder vor mir aufsteigen, stark an die des Nationalsozialismus, welche in den Tagen, wo ich dies schreibe, durch die geschehenen Enthüllungen die Welt erschüttern. Es besteht hier ein bedeutsamer Zusammenhang», schrieb der Schweizer Theologe Leonhard Ragaz kurz vor seinem Tod im Jahre 1945. Das vorliegende Buch geht diesem Zusammenhang nach. Es ist das Resultat eines internationalen Forschungsprojektes der Universität Zürich, auf dessen Fragestellung Experten aus Europa, dem Nahen Osten und den USA antworten. – Aus Untergangsangst entwickelten sozialdarwinistisch geprägte Reichseliten das «sozialtechnologische» Denken der Vernichtung. Der vertuschte Genozid von 1915/16 erwies sich als ein übles, aber erfolgreiches Modell der «Lösung» von Minderheitenfragen – dank seiner nationalistischen Rationalität in Verbindung mit einer Vertreibungspolitik, die von der westlichen Diplomatie 1923 an der Nahostkonferenz in Lausanne abgesegnet wurde.
«Those atrocities in Armenia remind me strongly today, as I see them again in my mind's eye, of the Nazi atrocities which have now been revealed, leaving the world around me shaken. There exists an important connection between them» the Swiss theologian Leonhard Ragaz wrote shortly before his death in 1945. This book investigates this connection. It grew out of an international research project of the University of Zurich in collaboration with leading experts from Europe, the Near East and the USA. – Fearing ruin, the imperial élites developed a policy of extermination based on a belief in social engineering influenced by Darwinism. The hushed-up genocide of 1915/16 turned out to be a horrific but successful model for «solving» the issue of minorities – due to its nationalistic rationale and a policy of expulsion which was condoned by Western diplomacy at the Near East Conference at Lausanne in 1923.
«Der Band ist ein gewichtiger Beitrag zur Genozidforschung, dessen Forschungsergebnisse noch immer von aktueller politischer Bedeutung sind, geht es doch um ‹Vorbildfunktion› der Genozidverleugnung, wie sie die Türkei bis heute betreibt.»
Bettina Spoerri im St. Galler Tagblatt vom 25. August 2003
«Ein Standardwerk, das noch auf Jahre hinaus die Diskussion bestimmen dürfte. [...] Eine ausführliche Chronologie sowie [...] eine Reihe aussagekräftiger abstracts machen den Band zu einem unverzichtbaren Werkzeug für alle, die sich der ebenso heiklen wie unerlässlichen Aufgabe einer vergleichenden Genozidforschung unter Einschluss der Massenvernichtung stellen wollen. Die Debatte um die Bedeutung des jungtürkischen Genozids an den Armeniern, die seit Jahren schwelt und die Identität einer an universalistischen Kriterien orientierten Weltgemeinschaft im Innersten berührt, ist ohne diesen Band nicht mehr zu führen und hat mit ihm seine paradigmatische Form gefunden.»
Micha Brumlik im newsletter des Fritz Bauer Instituts