Enteignet – Vertrieben – Ermordet
Beiträge zur Genozidforschung
Gebunden
2004. 500 Seiten, 20 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-0642-2
CHF 68.00 / EUR 62.00 
  • Kurztext
  • Autor/in
  • Einblick
  • In den Medien
Das 20. Jahrhundert gilt als das Jahrhundert der Völkermorde. Aber auch in der Gegenwart werden Menschen aufgrund ihrer ethnischen, politischen oder religiösen Identität enteignet, vertrieben und ermordet. Die Schaffung des Begriffs «Genozid» durch den Völkerrechtler Raphael Lemkin im Jahre 1944 markiert den Beginn einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Phänomen Völkermord, die während der letzten zwanzig Jahre Auftrieb erhalten hat.
Dieser interdisziplinär ausgerichtete und somit im deutschsprachigen Raum einzigartige Band vereint Beiträge in deutscher und englischer Sprache von internationalen Fachleuten. Mit den Methoden ihrer jeweiligen Disziplin versuchen die Autorinnen und Autoren zu einem besseren Verständnis von kollektiver Gewalt beizutragen. So wird beispielsweise nach den sozialpsychologischen Ursachen der Motivation von Genozidtätern und der Mobilisierung Unbeteiligter zu Akteuren von Gewaltexzessen gefragt. Den Schwerpunkt des Bandes bilden fundierte Fallstudien, die sich unter anderem mit dem genozidären Kolonialkrieg gegen die Herero und Nama in der ehemaligen deutschen Kolonie Südwestafrika, dem Völkermord an den Armeniern, dem Holocaust, dem Genozid der Roten Khmer in Kambodscha und der gegenwärtigen Vernichtung indigener Lebenswelten befassen.

Artikel
  • Teil I: Interdisziplinäre Zugänge
  • Genozidforschung: Begriffe und Debatten. Einleitung
  • Genozid: Sozialpsychologische Erklärungsansätze
  • Von der Ethnisierung zum Genozid. Mechanismen der Mobilisierung Unbeteiligter zu Akteuren kollektiver Gewaltexzesse
  • Teil II: Fallstudien
  • Genozid und Kunst. Zur bildlichen Darstellung des Völkermordes an amerikanischen Indianern
  • Kolonialer Genozid? Vom Nutzen und Nachteil einer historischen Kategorie für eine Globalgeschichte des Völkermordes
  • Motivation und Verhalten deutscher «Men on the spot» in den afrikanischen Kolonien
  • Kolonialkrieg, Völkermord und Zwangsarbeit in «Deutsch-Südwestafrika»
  • Der Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich, 1915–1917. Ereignis, Historiographie und Vergleich
  • Grosses Schweigen oder stilles Wirken? Zur Debatte um das Verhalten von Papst Pius XII. im Zweiten Weltkrieg
  • The Holocaust on Trial. Crimes Against Humanity, Justice, and the Writing of the Historical Record
  • Presenting and Representing the Shoah in the Post Communist World
  • Lex Americana. Holocaust Litigation as a Restitution Model for Other Massive Human Rights Abuses
  • Verlierer der postosmanischen Ordnung. Die Kurden zwischen Assimilation, Ethnozid und Genozid
  • “Auto-Genocide” and the Cambodian Reign of Terror
  • Could the Rwandan Genocide Have Been Prevented?
  • Genocide in Bosnia
  • Völkermord heute. Die alltägliche Vernichtung indigener Lebenswelten

Pressestimmen
«Die Begriffe «Völkermord» und «Genozid» haben sich in den letzten Jahren in der Alltags- wie in der Wissenschaftssprache eingebürgert, obwohl die Meinungen darüber, was darunter zu verstehen sei, höchst unterschiedlich sind. Die beiden äussersten Pole markieren die These von der Einzigartigkeit des Völkermords an den europäischen Juden auf der einen und die Vorstellung, Genozide hätten sich in der Geschichte immer schon ereignet und würden sich weiter ereignen, auf der anderen Seite. Solcher diffusen Beliebigkeit will der Sammelband der interdisziplinären Arbeitsgruppe zur Genozidforschung mit 17 Beiträgen entgegentreten. […] Insgesamt bietet der Sammelband eine kompetente Einführung in die Geschichte der Genozide im 20. Jahrhundert, in deren Verlauf 170 Millionen Nichtkombattante getötet wurden, aber auch einen Überblick über den jungen Zweig der Genozidforschung.» Tages Anzeiger