Der moderne Steuer- und Interventionsstaat blickt, was seine Finanzierungsmethoden anbelangt, auf eine lange Geschichte zurück. Während die mittelalterlichen Grundherrschaften noch lange abhängig blieben von Zehnten, verfügten die Städte bereits damals über hochentwickelte Methoden der Kreditfinanzierung und bauten in Krisenphasen das Steuerwesen aus. Auch in der Phase der Herausbildung territorialstaatlicher Herrschaften spielten Budgetfragen eine eminente Rolle; Staat und «Etat» waren geradezu Synonyme. Alle Formen der Finanzierung berühren Fragen der Loyalität und der Legitimität, und die immer wieder aufbrechenden Konflikte zeigen, dass der Fiskus einen besonders sensitiven Bereich staatlicher Herrschaftsausübung darstellt. Das änderte sich auch nach der Industriellen Revolution nicht. Bis heute weisen finanzpolitische Auseinandersetzungen einen hohen symptomatischen Gehalt auf. Sie geben den Durchblick frei auf tieferliegende Konfliktkonstellationen. Ihre Analyse trägt somit ebenfalls zu einer alltags- und sozialgeschichtlichen Interpretation der bürgerlichen Gesellschaft bei. Der vorliegende Sammelband versammelt Beiträge, die vom 14. bis ins 20. Jahrhundert reichen, und lotet damit die historische Dimension der Problematik aus. Zugleich gibt er methodische Anleitung für die geschichtswissenschaftliche Forschung und stellt laufende Projekte vor.