Die Ärzteschaft gilt als eine der einflussreichsten Interessenverbände im Gesundheitswesen. Dieses Buch untersucht die Geschichte des Zürcher Ärzteverbandes, der grössten lokalen Ärztevereinigung der Schweiz. Beleuchtet wird nicht nur die ärztliche Standespolitik, sondern auch ihre Bedeutung für die Entwicklung des Gesundheitswesens im 20. Jahrhundert. Die Geschichte der Zürcher Ärzteschaft ist gezeichnet von tief greifenden Interessengegensätzen und Konflikten. Der Zürcher Ärzteverband wurde 1903 als Rechtsschutzverein und Inkassobüro gegründet, über den die Vereinsmitglieder die Honorarschulden der Patientinnen und Patienten eintrieben. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich der Ärzteverband zu einer standespolitischen Vertretung der Zürcher Hausärztinnen und Hausärzte. Seit den 1930er Jahren werden die gesundheitspolitischen Debatten von den Tarifkonflikten zwischen Krankenkassen und Ärzteschaft, der Kostenexplosion der Gesundheitsausgaben und der fachlichen Spezialisierung und politischen Differenzierung der Ärzteschaft gezeichnet. Untersucht werden auch verschiedene gesundheitspolitische Reformprojekte: die Forderung nach staatlichen Gesundheitszentren in den 1970er Jahren, die Gründung eines ambulanten psychiatrischen Notfalldiensts, des Kriseninterventionszentrums, nach 1980 sowie der Aufbau von HMO's seit den 1990er Jahren.