Kriege und politische Konflikte in Kinder- und Jugendmedien
Kriege und politisch-soziale Konflikte werden in kinder-und jugendliterarischen Werken immer wieder behandelt, vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart mit ihren Bedrohungs- und Krisenszenarien, vom Terrorismus bis zu sozialen Verwerfungen und Umweltkatastrophen. Dabei finden sich kritische Tendenzen lediglich in einem Teil der Texte, vor allem aus jüngerer Zeit. Weitaus häufiger waren und sind Kriegsdarstellungen geprägt von der Faszination – und der Überzeugung, an einem gerechten und daher gerechtfertigten Krieg mitzuwirken.
Kinder- und jugendliterarische Werke zeigen kindliche und jugendliche Akteure, deren aktive Teilnahme am Krieg selbstverständlich erscheint. Die Beiträge gehen den unterschiedlichen Narrationen von Kriegen und politischen Konflikten innerhalb der älteren wie neueren Kinder- und Jugendliteratur nach. Neben der Auseinandersetzung mit den entsprechenden literarischen Texten und Illustrationen stehen Untersuchungen zu Film- und Fernsehformaten sowie Computerspielen.
Die Schriftenreihe umfasst Sammelbände und Monografien, die auf wissenschaftlichen Tagungen beziehungsweise Forschungsprojekten beruhen, an denen das SIKJM federführend oder kooperierend beteiligt war.
«Der Sammelband An allen Fronten bietet einen breiten Zugang zu ganz unterschiedlichen Kriegs- und Konfliktdarstellungen in Kinder- und Jugendliteratur und Medien. [...] Von besonderem Interesse sind in diesem Band allerdings die Beiträge, die das Thema auf einer Ebene analysieren, die sich medial von klassischer fiktionaler Print-Literatur unterscheidet: So untersucht Felix Giesa Erzählungen von Konflikten in amerikanischen Comics nach 9/11 und Benjamin Beil nimmt Kriegsdarstellungen in diversen Computerspielen in den Blick, denen er eine unkritische Bilderverliebtheit attestiert. Besonders originell ist der Ansatz von Ute Dettmar, die in ‹Natural Born Killers. Krieg, Individuum und Gesellschaft in ausgewählten Tiererzählungen und -animationsfilmen› die Trickfilme Antz (Darnell/Johnson 1998) und Das große Krabbeln (A Bug's Life, Lasseter/Stanton 1998) auf die auch dort vorhandenen ideologischen Mechanismen hinter Konfliktdarstellungen hin befragt.»
«Es ist das Verdienst der 25 Autorinnen und Autoren, die Texte, Illustrationen, Film- und Fernsehformate und die Computerspiele für ein junges Publikum aus ganz verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Selten ist literarische Motivforschung derart packend und – leider – aktuell.
[…] Der Band ‹An allen Fronten›, in dem Texte von 25 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern versammelt sind, schlägt formal grosse Bögen: von der Kinder- und Jugendliteratur über Mangas, Film- und Fernsehformate für ein junges Publikum bis hin zu Computerspielen – und zeitlich vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Eine Stärke ist dabei, dass die Autorinnen und Autoren die genannten grossen Entwicklungen aufzeigen und zugleich in die Tiefe bohren.»
«Die umfangreiche und recht divergente Auswahl zeigt, dass die Geschichte des Krieges in der Kinder- und Jugendliteratur viele Facetten hat, keine einseitigen Darstellungen erlaubt und noch lange nicht zu Ende erzählt ist. Und genau diesen Umstand klar herausgearbeitet zu haben, darin liegt die Stärke des vorliegenden Bandes.»
«Hier wird ein weit gefächerter Zugriff garantiert, bei dem aus unterschiedlichen Blickwinkeln und anhand differenten Materials verschiedene Aspekte ausgeleuchtet werden […]. ‹An allen Fronten› zeichnet ein differenziertes Bild über die Darstellung von Kriegen und Konflikten in der Kinder- und Jugendliteratur.»
«Der Ertrag des Sammelbandes liegt insbesondere in den unterschiedlichen Akzentsetzungen, aber auch darin, dass der historischen Kinder- und Jugendliteraturforschung ein Raum gegeben wurde und auch Autoren und Autorinnen vorgestellt wurden, denen sonst wenig Beachtung geschenkt wird. Die einzelnen, gut lesbaren Beiträge zeigen die verschiedenen Sichtweisen auf die Thematik und setzen sich qualifiziert mit dem jeweiligen Forschungsgegenstand auseinander. Manche Beiträge lassen sich kontrovers diskutieren und laden ein, das Thema erneut aufzunehmen. Damit liefert der Band gute Einblicke in die Debatten um den historischen und gegenwärtigen Ort der Kinder- und Jugendliteratur und leistet einen sehr wichtigen Beitrag zum Thema Kriege und politische Konflikte in Kinder- und Jugendmedien.»