Landschaft, «vermessen»
rox. Wie sehr Technik- und Kulturgeschichte miteinander verzahnt sind, wird
im ersten Band einer neuen technikgeschichtlichen Reihe thematisiert, die
vom Zürcher Historiker David Gugerli herausgegeben wird. Vierzehn
Autorinnen und Autoren nähern sich mit äusserst unterschiedlichem Fokus dem
Gegenstand der vermessenen Landschaft; Geodäsie, Hydrometrie, literatur-
und kunstgeschichtliche Aspekte geben sich die Hand. Im Beitrag über das
«Messen» in Zeichnung und Malerei um 1800 geht Yvonne Boerlin-Brodbeck von
der Notwendigkeit des «Augenmasses» aus, das der Künstler braucht, um den
realen Landschaftsraum rational entschlüsseln und in eine Bildfläche
umsetzen zu können. Die Verschwisterung von Messen und Zeichnen lasse sich
auch daran zeigen, dass etliche Landschaftsmaler - so etwa der Romantiker
Joseph Anton Koch (1768-1839) - ihr Métier bei Feldmessern gelernt haben.
Weitere Beiträge stammen aus den Federn von Madlena Cavelti Hammer (Messbare
Sinnlichkeit. Die Schweizer Reliefkarten des 19. Jahrhunderts), Anja
Eichelberg (Alpensymbolik und Alpenforschung im jungen Bundesstaat von
1848) u. a. m.
Vermessene Landschaften. Kulturgeschichte und technische Praxis im 19. und
20. Jahrhundert. Herausgegeben von David Gugerli. Chronos-Verlag, Zürich
1999. 203 S., Fr. 48.-.
Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der NZZ.
Neue Zürcher Zeitung FEUILLETON 05.06.1999 Nr. 127 68