Der arme Mann von Brüttelen

Lebenswelten eines Berner Söldners und Landarbeiters
im 18. Jahrhundert

Gebunden
2020. 232 Seiten, 11 Abbildungen s/w., 2 Farbabbildungen
ISBN 978-3-0340-1558-5
CHF 38.00 / EUR 38.00 
Vergriffen
  • Kurztext
  • Autor/in
  • Einblick
  • In den Medien
  • Downloads

Hans Rudolf Wäber kommt Anfang Februar 1736 als Sohn von Brütteler Kleinbauern und Berner Untertanen im Amt Erlach zur Welt. Er zieht früh in fremde Kriegsdienste. Während eines Urlaubs 1775 heiratet er die zwanzigjährige Margaritha Anker von Lüscherz. Im Herbst 1784 desertiert er von seinem Garderegiment in Paris und kehrt in die Heimat zurück. Dort wird er Ende Jahr wegen Mordverdachts gefangen genommen und verhört, kommt mangels Beweisen jedoch frei. Kurz darauf macht er sich der Falschwerberei verdächtig. Zur Fahndung ausgeschrieben, flieht er nach Holland, wo er sich erneut als Soldat verdingt. Sein Grundbesitz wird versteigert und seine Ehe geschieden. Um 1790 hält er sich wieder in der Eidgenossenschaft auf und schlägt sich ein halbes Jahrzehnt mit Gelegenheitsarbeiten durch. Aufgrund seiner früheren Ausschreibung wird er abermals verhaftet und verhört. Einem Urteil entzieht sich der inzwischen Sechzigjährige durch die Flucht.
Hans Rudolf Wäbers Leben erweist sich als exemplarische Unterschichtenexistenz im ausgehenden Ancien Régime und als eines der zahllosen Berner Auswandererschicksale seiner Zeit.

Norbert Furrer, geboren 1951, Studium der Geschichte, Linguistik, russischen Sprache und Literatur an den Universitäten Lausanne und Moskau. Bis 2016 Dozent für Geschichte der Frühen Neuzeit an den Universitäten Bern und Lausanne.


Bücher im Chronos Verlag

Pressestimmen

«Gleichwohl gelingt es Furrer, aus den verstreuten und akribisch zusammengetragenen Aktenbeständen, den Signalelemtenten und vielen anderen Überbleibseln die Ersatzbiografie eines sonst vergessenen Lebens zu schreiben und damit nicht nur zu weiterer Forschung, sondern auch zur mutigen Nachahmung zu animieren, die lückenhaften und von Unsicherheiten durchzogenen Biografien ‹ruhmlose[r]› und einfacher Personen zu erzählen.»

Zeitschrift für historische Forschung 48 (2021), Tim Nyenhuis

«Der Dokumententeil des Buches, mehr aber noch die einzelnen Anmerkungen, aus denen der Forschungsprozess mit seinen Sackgassen ersichtlich wird, lassen erahnen, welche Kärrnerarbeit hinter dieser Studie steckt. Diese Detailarbeit, die Furrer zudem sehr gut dokumentiert, verdient großen Respekt. Aus den gesammelten Quellen ist ein über weite Strecken gut lesbares, mit den teilweise farbigen Abbildungen und Faksimiles auch sehr schönes Buch entstanden.»

MGZ 80/2 (2021), Adrian Wettstein

«Söldner, Landarbeiter, Häftling – Das Schicksal des Söldners Hans Rudolf Wäber zeigt, wie prekär das Leben eines einfachen Mannes in der frühneuzeitlichen Schweiz sein konnte.»

Damals – Das Magazin für Geschichte, 11/2020, Heike Talkenberger

«L'historien Norbert Furrer n'aime pas les biographies narratives qui ambitionnent de remplir les lacunes d'une vie. C'est pourquoi il laisse parler les documents concernant la vie du mercenaire et agriculteur Hans Rudolf Wäber. [...] L'auteur construit son ouvrage en partant de son village, continuant par sa famille, son milieu, les personnes qu'il côtoie, ajoutant ainsi une brique après l'autre. [...] Drôle de biographie, mais excellent exemple de travail historique.»

Passé simple Nr. 57, 2020, Lucienne Hubler

«Der Sozialhistoriker Norbert Furrer beschreibt Wäbers Leben in einem Buch als exemplarische Unterschichtenexistenz im ausgehenden Ancien Régime und als eines der zahllosen Berner Auswandererschicksale, […] angeregt durch den Auftrag, für die Reihe ‹Berns goldene Zeit› das Lebensbild eines Söldners zu skizzieren. Furrers Buch präsentiert die Ausbeute der Nachforschungen und lässt die Dokumente, auf die er sich stützt, ausgiebig zu Wort kommen: Verhörprotokolle und der Schriftverkehr der Behörden, ‹Kompanierödel› und ‹Geltstagsrodel›, die Auskunft geben über seine militärische Laufbahn und die Konfiszierung und Versteigerung seines Besitzes.»

Der Bund, 16. März 2020, Alexander Sury