Des Burgers Buch

Stadtberner Privatbibliotheken im 18. Jahrhundert

Gebunden
2012. 824 Seiten, 49 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-1113-6
CHF 98.00 / EUR 80.00 
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Was las man im Bern des 18. Jahrhunderts? Wie aufgeklärt war die Stadt gemessen an der Lektüre ihrer Bewohner? Dank der «Geltstagsrödel» (Versteigerungsinventare) lassen sich zahlreiche Privatbibliotheken rekonstruieren und Antworten auf die gestellten Fragen finden. Die Studie zeigt die Vielfalt und die starke individuelle Prägung der Buchbestände und sie gibt Einblick in den geistigen Horizont der Bibliotheksbesitzer, von «Gelehrten», «Gebildeten» und «Geschulten» – Männern und Frauen, Theologen, Juristen, Medizinern, Magistraten und Beamten, Künstlern, Kaufleuten, Händlern und Handwerkern.
Das Buch versteht sich als Beitrag zur Geschichte des kulturellen Lebens und der Aufklärung in einer reformierten Stadt der Eidgenossenschaft. Im Zentrum steht zum einen die Rekonstruktion von 146 «Kleinstbibliotheken» (ein bis zehn Titel umfassende Buchbestände) und von 37 «kleinen» und «mittleren» Bibliotheken (mit 11–50 beziehungesweise 51–300 Titeln).
Eine Reihe von Materialien ergänzt die aus den «Geltstagsrödeln» gewonnenen Informationen, nämlich eine Chronologie der deutschsprachigen Berner Psalmeneditionen, das Bibliotheksinventar des Theologen, Mathematikers und Juristen Samuel König von 1745, der heimliche «Catalogue de livres françois» der Typographischen Gesellschaft in Bern von 1772, 55 zeitgenössische Quellentexte und eine Zeittafel zum veröffentlichten Schrifttum der Aufklärung.

geboren 1951, Studium der Geschichte, Linguistik, russischen Sprache und Literatur an den Universitäten Lausanne und Moskau. Bis 2016 Dozent für Geschichte der Frühen Neuzeit an den Universitäten Bern und Lausanne.


Bücher im Chronos Verlag

Inhalt

I. Einleitung

1. Die Stadt Bern um die Mitte des 18. Jahrhunderts «sub specie culturae»
2. Vorgehen
3. Quellen: Geltstagsrödel
4. Materialobjekt: Privatbibliotheken
5. Formalobjekt: geistiger Horizont der Bibliotheksbesitzer
6. Forschungsstand

II. Bibliotheken

1. Private Stadtberner «Kleinstbibliotheken», 1702–1802
2. Kleine und mittlere Stadtberner Privatbibliotheken
2.1. Daniel Zehender, Kämmerer und Predikant (1728)
2.2. Sigmund Gabriel Zeender, Pfarrhelfer (1773)
2.3. Johann Rudolf Gaudard, Notar (1719)
2.4. Johannes Späting, Notar (1726)
2.5. Victor Ludwig Knecht, «Fürsprech» (1782)
2.6. Beat Samuel Gruner, Advokat (1785)
2.7. Johann Georg Albrecht Höpfner, Apotheker, Arzt, Publizist (1800)
2.8. Johann Rudolf Holzer, Kleinrat (1737)
2.9. Emanuel Ougspurger, Grossrat, Landvogt und Mushafenschaffner (1771)
2.10. Samuel Friedrich Fasnacht, Grossrat und Landvogt (1776)
2.11. Johann Caspar Wyss, Vizestiftsschreiber (1712)
2.12. Isaac Walther, Notar und Waisenschreiber (1720)
2.13. Samuel Wagner, Stubenschreiber (1738)
2.14. Wilhelm Rüetschi, Almosenkammer- und Stubenschreiber (1743)
2.15. Samuel Ulrich, Kastellan in Wimmis (1789)
2.16. Johann Rudolf Wyss, Zollschreiber (1798)
2.17. Samuel Niclaus Wernier, Handelsmann (1749)
2.18. Margaretha Gruner, Negotiantin (1785)
2.19. Daniel Ludwig Hortin, «Quincaillerie Negotiant» (1798)
2.20. Niklaus Manuel, Hauptmann (1732)
2.21. Johann Jacob Keller, Hauptmann (1733)
2.22. Sigmund Frisching, Hauptmann (1746)
2.23. Albrecht Wagner, Wachmeister (1772)
2.24. Beat Ludwig Schaufelberger, Landmajor (1799)
2.25. Jonathan Nötiger, «Chirurgus» (1726)
2.26. Samuel Albrecht König, «Chirurgus» (1799)
2.27. Samuel Henzi, Schriftsteller und Publizist (1750)
2.28. Niklaus Gatschet, Maler, Heraldiker, Genealoge, Grossrat und Landvogt (1798)
2.29. Johannes Walther, Seidenfabrikant (1745)
2.30. Sigmund Anthoni Müller, Tabakkrämer (1768)
2.31. Rosina Müller, «Zeughändlerin» und Strumpfweberin (1791)
2.32. Abraham Bäckli, Seiler (1717)
2.33. Johann Rudolf Feuerstein, Posamentierer (1736)
2.34. Anthoni Franck, Brotbäcker (1736)
2.35. Eliseus Schärer, Tuchmacher (1745)
2.36. Samuel Nötiger, Gürtler (1745)
2.37. Samuel Rudolf Müslin, Schuhmacher (1768)

III. Buch und Geist in Bern zur Zeit der Aufklärung

1. Die Stadtberner Gesellschaft «sub specie librorum»
2. Der geistige Horizont von zwanzig Stadtbernern und -bernerinnen «sub specie bibliothecarum»
2.1. Johann Caspar Wyss, Vizestiftschreiber (1712)
2.2. Johann Rudolf Gaudard, Notar (1719)
2.3. Niklaus Manuel, Hauptmann (1732)
2.4. Johann Rudolf Feuerstein, Posamentierer (1736)
2.5. Anthoni Franck, Brotbäcker (1736)
2.6. Johann Rudolf Holzer, Kleinrat (1737)
2.7. Wilhelm Rüetschi, Almosenkammer- und Stubenschreiber (1743)
2.8. Johannes Walther, Seidenfabrikant (1745)
2.9. Eliseus Schärer, Tuchmacher (1745)
2.10. Samuel Henzi, Schriftsteller und Publizist (1750)
2.11. Sigmund Anthoni Müller, Tabakkrämer (1768)
2.12. Emanuel Ougspurger, Grossrat, Landvogt und Mushafenschaffner (1771)
2.13. Sigmund Gabriel Zeender, Pfarrhelfer (1773)
2.14. Samuel Friedrich Fasnacht, Grossrat und Landvogt (1776)
2.15. Beat Samuel Gruner, Advokat (1785)
2.16. Margaretha Gruner, Negotiantin (1785)
2.17. Rosina Müller, «Zeughändlerin» und Strumpfweberin (1791)
2.18. Daniel Ludwig Hortin, «Quincaillerie Negotiant» (1798)
2.19. Beat Ludwig Schaufelberger, Landmajor (1799)
2.20. Samuel Albrecht König, «Chirurgus» (1799)
3. Lebenslauf, Bibliothek und Geisteshorizont des Berner Handelsmanns, Grossrats und Landvogts Samuel Friedrich Fasnacht (1711–1794)
4. Schlussbetrachtung

IV. Materialien

1. Deutschsprachige Berner Psalmeneditionen, 1655–1797 541
2. Bibliotheksinventar des Berner Theologen, Mathematikers und Juristen Samuel König (1712–1757) vom 11. Februar 1745
3. Der heimliche «Catalogue de livres françois» der Typographischen Gesellschaft in Bern von 1772
4. Quellentexte: Transkription einschlägiger zeitgenössischer Texte
5. Zeittafel zum veröffentlichten Schrifttum der Aufklärung unter besonderer Berücksichtigung der Schweiz, 1670–1800


Pressestimmen

«Der bis 2018 an der Universität Bern wirkende Historiker Norbert Furrer untersucht in diesen Bänden die Bibliotheken von Bürgern der Stadt Bern im 17. Jahrhundert als Des Burgers Bibliothek und im 18. Jahrhundert als Des Burgers Buch. [...] Der Autor rekonstruiert aus dem Zeitraum 1657 bis 1800 71 persönliche Bibliotheken mit je bis zu 300 Bänden und 200 Sammlungen von je bis zu 10 Bänden. [...] ‹Der Furrer› ist eine wichtige Grundlage für die Leseforschung und die Buch- und Bibliothekswissenschaft im 18. Jahrhundert, auch weit über Bern hinaus. Eine Pionierarbeit!»

Fachbuchjournal, 5/2020, Dieter Schmidmaier

«Allen bibliotheks- und kulturgeschichtlich Interessierten empfehle ich, Furrers Werk durch Autopsie näher kennenzulernen und sich von ihm anregen zu lassen.»

Berner Zeitschrift für Geschichte, Hanspeter Marti

«Norbert Furrers Studie ist so umfangreich wie verdienstvoll. Auf über 800 Seiten erforscht der Berner Historiker den bislang praktisch nie in den Blick genommenen Buchbesitz der Berner Burger im 18. Jahrhundert und bietet durch die erstmalige Aufarbeitung von Quellenmaterialien einen anregenden Einblick in die (Berner) Kultur- und insbesondere Lesegeschichte. […] Eine klare Begrifflichkeit und eine Vielzahl erhellender Übersichtstabellen lässt den Leser bisweilen vergessen, welch immenser Arbeitsaufwand sich hinter der Quellenerschliessung und insbesondere hinter der Identifizierung der Büchertitel verbirgt.»

xviii.ch, Jesko Reiling

«Manchmal weiss nicht einmal der Leser selbst, wie ihm geschieht, wenn er ein Buch liest; was es mit seinem Kopf und Herz anstellt. Wie die Menschen früherer Zeiten Bücher gelesen haben, ist besonders schwierig zu sagen. Auch der Frühneuzeit-Historiker Norbert Furrer kann diese Frage nicht beantworten. Aber mit seinem handbuchartigen Werk stellt er wertvolle Grundlagen für eine weitergehende Lese- und Buchforschung bereit.»

Neue Zürcher Zeitung, Urs Hafner

«Furrer bietet seine Forschungsergebnisse in einem fulminanten Band auf über 800 Seiten. […] Das Werk ist eine wertvolle Grundlage für die Leseforschung und die Buch- und Bibliothekswissenschaft im 18. Jahrhundert.»

Fachbuchjournal, Dieter Schmidmaier

«Norbert Furrer hat mit Des Burgers Buch kein Lesebuch und auch keine abgeschlossene Arbeit vorgelegt. Der unvoreingenommene Leser erhält hier vielmehr eine gelungene praxisnahe Einführung in die Problematik und wird in die Vielfalt des privaten Buchbesitzes des 18. Jahrhunderts eingeführt.»

literaturkritik.de, Jochen Schäfer