Die vierzigsprachige Schweiz

Sprachkontakte und Mehrsprachigkeit in der vorindustriellen Gesellschaft (15.–19. Jahrhundert)

Gebunden. 2 Bände
2002. 1177 Seiten, 68 Abbildungen s/w., 69 Tab., 94 Transkriptionen
ISBN 978-3-0340-0521-0
CHF 148.00 / EUR 99.90 
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In den schwach integrierten vorindustriellen Gesellschaften Westeuropas waren die Sprachlandschaften dialektal zerklüftet und vor allem stark hierarchisiert: von den «alten» über die Landessprachen, die regionalen und lokalen Idiome bis hinunter zu den Minderheitensprachen und Gruppenjargons. Der «homo praeindustrialis» lebte jedoch selten in sprachlicher Abgeschiedenheit. Viele Menschen bewegten sich ­ meist aus Notwendigkeit ­ zwischen den Sprachgemeinschaften hin und her und gingen dabei oft neugierig und wissbegierig auf das Fremde zu.
Furrers zweibändige Arbeit ist den Sprachgrenzüberschreitungen auf dem Gebiet der Schweiz vom Spätmittelalter bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts gewidmet. Sie untersucht sowohl die räumliche Mobilität und Mehrsprachigkeit der Menschen als auch die verschiedenen Kontaktphänomene auf der Ebene der Rede und der Sprache. Band 1 enthält eine systematische Darstellung des Gegenstandes, ergänzt durch drei vertiefende Fallstudien zu Sprachkontakt und Mehrsprachigkeit in einer Region (die Waadt im ausgehenden 18. Jahrhundert), einer sozialen Gruppe (die frühneuzeitlichen Militärauswanderer) und einem Individuum (Kaspar Stockalper vom Turm, 1609­1691). Band 2 bietet eine Materialsammlung zum Thema in Form von Quellentexten, Tabellen und einer Zeittafel.
«Die vierzigsprachige Schweiz» ist ein Versuch historischer Soziolinguistik: Sie verbindet den makro- mit dem mikrohistorischen Ansatz und behandelt die Sprache als eine mehrdimensionale kulturelle Praxis. Sie ist weder Eliten- oder Unterschichten- noch Staats-, Kirchen- oder Korporationsgeschichte. Sie stellt vielmehr die verschiedenen sozialen Gruppen, Schichten und Institutionen der alten Eidgenossenschaft einander gegenüber und bringt sie miteinander in Beziehung. Sie versteht sich somit als Beitrag zur Rekonstruktion des «sprachlichen Ancien Régime» und zum besseren Verständnis des gesellschaftlichen und kulturellen Alltags vor dem Industriezeitalter.

geboren 1951, Studium der Geschichte, Linguistik, russischen Sprache und Literatur an den Universitäten Lausanne und Moskau. Bis 2016 Dozent für Geschichte der Frühen Neuzeit an den Universitäten Bern und Lausanne.


Bücher im Chronos Verlag

Pressestimmen

«Cet imposant ouvrage traite certes principalement de la Suisse, toutefois nous pouvons dire qu'il reflète à merveille la diversité linguistique de l'Europe sous l'Ancien Régime. Fruit de nombreuses années de recherches [...], la Suisse aux quarante langues séduit par la richesse éclairée de ses approches et la somme impressionnante des données exposées.»

Bulletin de la Société de Linguistique de Paris, 2005, Eric Weider

«Ein anregend geschriebenes, reich dokumentiertes Werk, das nicht nur Historikern empfohlen sei.»

Das Historisch-Politische Buch, Friedhelm Debus

«Un ouvrage à lire et à relire, à consulter et à méditer.»

Francia, Jean Michel Boehler

«Un’opera come questa … dovrebbero leggerla e meditarla i nostri politici e dovrebbe essere adottata e usata nelle scuole medie superiori di tutta la Confederazione.»

Archivio Storico Ticinese, Sandro Bianconi