Mit einem Übereinkommen lancierte die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) 2003 ein international breit abgestütztes Programm zur Bewahrung von Traditionen und Handwerk. Nichtmaterielle Aspekte von Kultur sollen damit, ähnlich wie die bekannten UNESCO-Welterbestätten, einem breiten Publikum bekannt gemacht werden. Besondere Traditionen werden dabei mit dem Label des «immateriellen Kulturerbes» ausgezeichnet und erhalten damit weltweite Aufmerksamkeit.
Auch auf nationaler Ebene – so in der Schweiz seit 2008 – werden Traditionen in den Vordergrund gerückt. Dabei werden Berührungspunkte zum Tourismus offensichtlich: Besonderheiten werden hervorgekehrt, auf Traditionen als Inbegriff des «Authentischen» zurückgegriffen und entsprechende Reiseangebote vermarktet. Es mag daher nicht erstaunen, dass die Geschichte von Traditionen und diejenige des Tourismus enge Verschränkungen aufweisen und dass die Gegenwart sich durch eine vielerorts erfolgreiche Zusammenarbeit von Traditionsträgern und Tourismusakteuren auszeichnet. Zwischen Traditionen und Tourismus besteht allerdings auch ein spannungsreiches Verhältnis, da Erstere regionalkulturelle Identifikationsangebote mit Anspruch auf Kontinuität bereitstellen, Letztere die Nachfrage nach unbekannten Erlebnissen in einer mobilen Gesellschaft zu erfüllen versuchen.