In der Zeit zwischen 1900 und 1940, einer Epoche, in der sich die «hard sciences» revolutionieren, Kino, Schallplatte und Rundfunk zu Massenmedien entwickeln, kommt dem Thema «Wissensübertragung» besondere Brisanz zu. Literatur hat sich in Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Techniken ihrerseits neu zu formieren und zu legitimieren. Wenn die Aufmerksamkeit in vorliegendem Band Robert Musil und seinem kulturellen Umfeld gilt, so vor allem deshalb, weil sich in seinem Werk die ästhetischen, epistemologischen und technologischen Energien seiner Zeit auf paradigmatische Weise verdichten. Musil verstand es, mit scheinbar disparaten Bereichen wie Logik und Emotionalität, Mathematik und Mystik zu experimentieren und im Blick auf jene «phantastische Genauigkeit», von der im «Mann ohne Eigenschaften» die Rede ist, disziplinäre Grenzen zu überschreiten. Den vielfältigen Verflechtungen dieser Bereiche, den komplexen Interferenzen von Wissen, Medien und Literatur, widmen sich die Beiträge dieses Bandes. Sie erhellen auf je unterschiedliche Weise Aspekte jenes Kontextes, in dem das Werk Robert Musils seinen Ort hat.