Der Fortunatus, zuerst anonym 1509 in Augsburg publiziert, ist der wohl bedeutendste und wirkungsreichste Prosaroman der frühen Neuzeit. Er verknüpft Muster des Generationenromans mit Elementen des Reiseberichts, des Minne- und Abenteuerromans, des Exempels und der Novelle.
Er kreist um die Frage: Wie kann man sich in einer von Spannungen und Begehrlichkeiten, von sozialen und ökonomischen Ambivalenzen geprägten Welt behaupten? Und wie lässt sich aus der Vielfalt und Kontingenz ein narrativer Sinn gewinnen? Das vorliegende Buch, ebenso textnah wie systematisch angelegt, sammelt das bis heute ermittelte Wissen über den Roman und entwickelt neue Perspektiven auf die Entstehungskontexte, die im Roman entworfenen Welten, die narrativen Logiken und die vielfältigen Rezeptionen der Geschichte bis ins 20. Jahrhundert hinein.
Die Schriftenreihe repräsentiert die Breite der mediävistischen Forschung an der Universität Zürich und darüber hinaus.
«Die Studie ›Narrative Mikroökonomien in der frühen Neuzeit‹ lässt sich auf verschiedene Weise lesen, in jedem Fall aber mit Gewinn: als Beitrag zur Wickram- bzw. zur ›Rollwagenbüchlein‹- sowie, auf einer allgemeineren Ebene, zur Schwankforschung oder als methodisch-begriffliche Anleitung dafür, wie die Literaturwissenschaft den Umgang der vormodernen Literatur mit dem Thema ›Wirtschaft‹ in den Blick bekommen kann. »
«Christian Kiening hat mit diesem Buch einen thesenreichen und neugierig machenden Text vorgelegt, der versucht, den Fortunatus ein wenig von seinem Forschungs-Ballast zu befreien. Dabei behält er die Vorarbeiten aber gut im Blick, ohne diese Überhand nehmen zu lassen und vom eigentlichen Ziel der Analyse abzulenken: der Beschreibung und Deutung des Primärtextes aus verschiedenen Sichtweisen. Wer sich ein Weiterdenken und -schreiben bekannter Thesen erhofft, wird mit dieser dichten Beschreibung wohl nur mäßig zufrieden sein. Doch der Text möchte nicht an Altem anschließen, sondern neue Methoden erproben, die gerade für stark erforschte Romane wertvoll sein können. Das Ergebnis ist ein Buch, das ein wenig frischen Wind in ein viel erforschtes Feld bringt und damit deutlich zeigt, dass eine Änderung der Forschungsperspektive neue Zugänge zu gängigen Texten und deren Themen eröffnet, die auch für ein breiteres Publikum von Interesse sein können.»