Sehen und Verstehen in Mittelalter und Früher Neuzeit
Neben dem Medium der Schrift rücken visuelle Medien in der kulturwissenschaftlichen Analyse von Machtverhältnissen und ihrer Legitimation in der Vormoderne immer stärker ins Zentrum der Untersuchungen. Die interdisziplinären Beiträge dieses Bandes fragen danach, in welchem Verhältnis wissen, sehen, imaginieren, verstehen und erkennen in unsichtbaren Prozessen von Machterhaltung und bei der Kommunikation von – realen und imaginierten – Geltungsansprüchen zueinander stehen, und gehen dem Ordnungscharakter des Sichtbaren bzw. Visiblen in sozialen Räumen nach.
Die Autorinnen und Autoren arbeiten dabei mit der Grundannahme, dass sehen nicht nur die Fähigkeit zur sinnlichen Wahrnehmung umfasst, sondern zugleich eines hermeneutischen Prozesses bedarf, damit das Gezeigte auch als das Gezeigte gesehen – verstanden – wird. Sehen wird somit zu einem kulturell an(zu)eignenden Akt. Damit werden äussere wie innere Bilder polysemiotisch und die zunächst behauptete Eindeutigkeit wird zur Vieldeutigkeit.
Die Wahrnehmung der Visibilität des Unsichtbaren ist also als ein komplexer Prozess des Verstehens und Erkennens gefasst, der hier in sieben Einzeluntersuchungen aus historischer, germanistischer, kunsthistorischer und theologischer Perspektive exemplarisch analysiert wird.
«This volume is a model for multidisciplinary collaboration and contributes substantially to the broader debate on medieval visual culture.»
Kathryn Starkey, A Journal of Germanic Studies