Authentizität ist in den letzten Jahren zu einem Schlagwort von herausragender und zugleich höchst umstrittener Bedeutung geworden. Von den Wissenschaften über die Künste, von den Medien über die Werbung bis hin zu alltäglichen Situationen figuriert der Hinweis auf Authentizität als Akt der Beglaubigung. Was authentisch ist, lässt sich inhaltlich dabei kaum eindeutig fassen. Gerade diese Offenheit aber macht die Attraktivität des Begriffs aus und begründet seine nahezu uneingeschränkte Anwendbarkeit. Die vorliegende Arbeit unterzieht den vielfach ideologisch verwendeten Begriff des Authentischen einer Analyse, die zu einer grundsätzlichen Reflexion über das Funktionieren von Wahrheit in der Moderne führt. Historische Perspektiven und aktuelle Fallbeispiele kommen dabei gleichermassen zur Sprache. Gezeigt wird, wie Authentizität als Wahrheitsdiskurs in unterschiedlichen Dis-ziplinen, Medien und Praktiken funktioniert.
Wie wird im Zeichen von Authentizität Wahrheit durchgesetzt? Wer legitimiert mit welchem Recht und mit wel-chem moralischen Anspruch seine Wahrheit als die «richtige»? Antworten auf diese Frage geben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen. Das Spektrum reicht von der Literaturwissenschaft über die Kunstgeschichte, Philosophie, Judaistik, Psychologie, Sprachwissenschaft, Mediävistik und Soziologie bis hin zur Neuropsychologie. Thematisch decken die Beiträge ein Feld ab, das sich von der Säkularisierung zur Kulturkritik der Moderne, von der Ästhetik der digitalen Netzkunst zur aktuellen Hirnforschung erstreckt.