Städte im östlichen Europa
Zur Problematik von Modernisierung und Raum vom Spätmittelalter bis zum 20. Jahrhundert
Broschur
2006. 414 Seiten
ISBN 978-3-0340-0718-4
CHF 68.00 / EUR 44.80 
  • Kurztext
  • Autor/in
  • Einblick
  • In den Medien
Immer schon waren Städte die Brennpunkte ökonomischer, sozialer und kultureller Veränderungsprozesse. Als «Modernisierung» ist dieses Phänomen gemeinhin mit dem beschleunigten Wandel während des Zeitalters der Industrialisierung verbunden worden. Wenn man aber Modernisierung in Anlehnung an H. van der Loo und W. van Reijen ganz allgemein als «Komplex miteinander zusammenhängender struktureller, kultureller, psychischer und physischer Veränderungen» definiert, dann lässt sich dieser Begriff auch auf frühere Jahrhunderte anwenden. In dem vorliegenden Sammelband geht es um folgende Fragen: Wann, wo und wie lassen sich in den ausgewählten Städten vom Hochmittelalter bis zum Vorabend des Ersten Weltkrieges Phasen beschleunigten Wandels fassen? Inwieweit sind sie endogener, inwieweit exogener Herkunft, wie sind sie strukturiert, wer sind die beteiligten Akteure, was die hemmenden Kräfte? Setzt die Modernisierung des 19. Jahrhunderts völlig neu an oder kann sie auf Elemente älterer Modernisierungsschübe zurückgreifen?
Die ausgewählten Stadtbeispiele konzentrieren sich auf jenen Gebietsstreifen, in welchem sich Mittel-, Ost- und Südosteuropa historisch immer wieder oszillierend überlappt haben: Dalmatien (vor allem mit Dubrovnik), Kroatien-Slawonien, Ungarn, Polen (mit Lublin und Warschau), die heutige Ukraine (mit Lemberg, Zitomir, Ekaterinoslav), Weissrussland (mit Polock) und das europäische Russland (mit Gross-Novgorod, Niznji Novgorod und Perm). Dies erlaubt es, die Frage nach historischen Eigenprofilen von Städten «zwischen West und Ost» nicht nur in Bezug auf ihre jeweilige individuelle Besonderheit, sondern auch im Hinblick auf ihre Rolle als stadttypologische Indikatoren für die Existenz historischer Übergangsräume zwischen Mittel-, Ost- und Südosteuropa zu konkretisieren.



geboren 1937 in Hamburg, war von 1971 bis 2002 Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Zürich. Zu seinen Hauptwerken gehören eine dreibändige Geschichte des russischen Alltags (Zürich 2003–2005) und eine Strukturgeschichte Russlands (Paderborn 2010).


Bücher im Chronos Verlag


Aufsätze im Chronos Verlag


Herausgeber/in der Reihe

Inhalt
Bianka Pietrow-Ennker: Einführung
Roland Leffler: Novgorod - eine europäische Kommune des Mittelalters?
Andrej Rudolf Jakovac: Städtebildung als beschleunigter Wandel im ungarischen Reichsverband des Mittelalters
Christophe von Werdt: Gemeinschaft und Gesellschaft im multikonfessionellen spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Lemberg
Arié Malz: Frühneuzeitliche Modernisierung als Sackgasse: Die dalmatinische Städtewelt vom 14. bis zum 18. Jh.
Stefan Rohdewald: Phasen beschleunigten Wandels - Polock im 15., 17. und 19. Jahrhundert
Christoph Mick: Nationalismus und Modernisierung in Lemberg 1867-1914
Jörg Gebhard: Ein problematisches Modernisierungsexempel: Lublin 1815-1914
Martin Trancik: Honoratiorenpolitik in der Zensusdemokratie: Bürger und Bauern in Dubrovnik 1860-1914
Rainer Lindner: Städtische Modernisierung im südlichen Zarenreich: Ekaterinoslav und Zitomir, 1860-1914
Kristina Küntzel-Witt: Eine Stadt im Umbruch - Niznij Novgorod vor 1914. Eine zentralrussische Handelsstadt auf dem Weg in die Moderne
Nigel Raab: The Reform Era in a Russian Provincial Capital: Perm, 1850-1865
Ute Caumanns: Modernisierung unter den Bedingungen der Teilung. Überlegungen zur Frage strukturellen und kulturellen Wandels in Warschau am Beispiel öffentlicher Gesundheit
Carsten Goehrke: Städte zwischen Ost und West. Eine vergleichende Bilanz


Artikel
  • Einführung in die Thematik
  • Stadt, beschleunigter Wandel und Modernisierung in Mittelalter und früher Neuzeit
  • Novgorod – eine europäische Kommune des Mittelalters?
  • Städtebildung als beschleunigter Wandel im ungarischen Reichsverband des Mittelalters
  • Gemeinschaft und Gesellschaft im multikonfessionellen spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Lemberg
  • Frühneuzeitliche Modernisierung als Sackgasse: Die dalmatinische Städtewelt vom 14. bis zum 18. Jahrhundert
  • Phasen beschleunigten Wandels: Polock im 15., 17. und 19. Jahrhundert
  • Umbrüche und Modernisierungstendenzen im 19. Jahrhundert
  • Nationalismus und Modernisierung in Lemberg 1867–1914
  • Ein problematisches Modernisierungsexempel: Lublin 1815–1914
  • Honoratiorenpolitik in der Zensusdemokratie: Bürger und Bauern in Dubrovnik zwischen 1860 und 1914
  • Städtische Modernisierung im südlichen Zarenreich: Ekaterinoslav und Žitomir, 1860–1914
  • Eine Stadt im Umbruch – Nižnij Novgorod vor 1914. Eine zentralrussische Handelsstadt auf dem Weg in die Moderne
  • The Reform Era in a Russian Provincial Capital: Perm, 1850–1865
  • Modernisierung unter den Bedingungen der Teilung. Überlegungen zur Frage strukturellen und kulturellen Wandels in Warschau am Beispiel öffentlicher Gesundheit
  • Städte zwischen Ost und West. Eine vergleichende Bilanz

Pressestimmen
«Der Sammelband bietet einen guten Einstieg für Osteuropahistoriker, die die Stadtentwicklung in der ostmitteleuropäischen Region anhan der aktuellen theoretischen Ansätze erforschen möchten. Die Forschungen zur Rechtsgeschichte Osteuropas können von den methodisch fundierten Ergebnissen der ARbeit sehr profitieren.» Katalin Gönczi, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte