Wer gestaltete die schweizerische Aussenpolitik 19141978 wie und mit welchen Mitteln? Diese Fragen werden aus historischer Perspektive anhand von mehr als 15'000 Bundesratsentscheiden quantitativ und qualitativ diskutiert. Ausgangspunkt für die Analyse der Entscheidungsprozesse bildet die Entscheidfindung im Bundesrat. Die Aussenpolitik gilt auch in direktdemokratischen Staaten als Domäne der Regierung, weshalb deren Rolle als aktive Gestalterin der Aussenpolitik im Zentrum der Untersuchung steht. Auf der Basis eines thematisch breiten, aber auf das Politische der Aussenpolitik beschränkten Verständnisses erscheint sodann eine Fülle von Verwaltungseinheiten zuständig und verantwortlich für die Wahrnehmung nationaler Interessen gegenüber anderen Staaten.
Nicht nur das Aussenministerium, das damalige Eidgenössische Politische Departement (heute: EDA), sondern alle Departemente betrieben ihre Aussenpolitik. Die AutorInnen kommen aufgrund der Analyse von informellen und formellen Entscheidverfahren zum Schluss, dass die aussenpolitische Entscheidfindung weitgehend dem bürokratischen Alltag überlassen bieb. Die Rolle der Gesamtregierung, des Bundesratskollegiums, als eigentlicher Akteur war weitgehend eine formelle. Aussenpolitische Strategien wurden zunehmend entwickelt und umgesetzt. Das administrative System entwickelte dabei Verfahren, um Entscheide möglichst erst in konsensueller Form vor das Bundesratskollegium zu bringen.
An zwei Fallbeispielen, der Landwirtschafts- und Umweltschutzaussenpolitik, werden ausserdem die Schnittstellen zwischen nationaler und internationaler Ebene im Kontext des europäischen Umfeldes nach dem Zweiten Weltkrieg sichtbar gemacht und die These von der «Verwaltung der Aussenpolitik» anhand der Beschreibung der von der staatlichen Verwaltung aufgebauten Netzwerke illustriert.