Welche Information ist «würdig», in die Geschichte einzugehen, welche soll das künftige Bild der Vergangenheit prägen, welche nicht? Welche Rolle spielt die Werteorientierung der Archivarinnen und Archivare, wenn sie Unterlagen bewerten? Wer bewertet? Für wen wird bewertet? Nach welchen Kriterien wird bewertet? Es gibt keine einfachen Antworten und keine objektiv richtigen Bewertungsregeln, wohl aber – und immer wieder – Diskussions-, Klärungs- und Verständigungsbedarf.
Bewertung ist eine archivische Kernkompetenz, die sich Archivare und Archivarinnen nicht nehmen lassen dürfen, denn Bewertung muss nach fachlichen, nicht nach finanzpolitischen Kriterien erfolgen. Je mehr es zu bewerten gibt beziehungsweise je mehr vernichtet, je weniger überliefert werden soll, desto besser müssen die Bewertungsinstrumente sein. Diese weiterzuentwickeln ist eine permanente Aufgabe der Archivarinnen und Archivare – aber nicht nur von ihnen allein. Der Dialog mit archivexternen Fachleuten ist unabdingbar. Erst eine prinzipielle Öffnung der Bewertungsdiskussion für alle Interessierten macht aus Archiven echte Institutionen der Demokratie.