Die Korber-Chronik

Aus dem Wanderbuch eines Heimatlosen
 

Herausgegeben und mit Nachworten von Christa Baumberger und Nina Debrunner

Schweizer Texte, Neue Folge, Band 66
Gebunden
2025. 224 Seiten, 24 Farbabbildungen
ISBN 978-3-0340-1790-9
CHF 38.00 / EUR 38.00 
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Albert Minder (1879–1965) hat als Erster in der Schweiz das Leben seiner heimatlosen Vorfahren erforscht und erzählt. Seine Familien­geschichte bietet anschauliche Einblicke in eine nicht­sesshafte Kultur und beschreibt die Armut in der Schweiz des 19. Jahrhunderts. Eindringlich und mit Humor erzählt, ist die «Korber-Chronik» ein wichtiges Zeugnis einer literarischen Selbstermächtigung. Sie behandelt so zeitlose und aktuelle Themen wie Herkunft, Familienbande, Arbeit und Armut.
Mit Minder lässt sich eine Geschichte der Schweiz «von unten» entdecken: Er gibt fahrenden Heimatlosen und Bauernfamilien im Berner Seeland eine Stimme, beschreibt aber auch den Überlebenskampf der armen Stadtbevölkerung in Bern und Burgdorf sowie die Arbeitswelt im Gefängnis und in Tabakfabriken. Indem er seine privaten Erinnerungen mit den politischen Ereignissen der Zeit verknüpft, schafft er ein lebendiges Bild des 19. Jahrhunderts.

Die kommentierte Neuausgabe der «Korber-Chronik» (1947) erschliesst den historischen Kontext und die Wirkungsgeschichte und stellt erstmals den Autor Albert Minder vor. Der Band wird ergänzt mit Gedichten und einem Auszug aus «Der Sohn der Heimatlosen» von 1926. Albert Minder tritt als engagierter Vertreter einer Schweizer Arbeiterliteratur in Erscheinung.


Christa Baumberger ist promovierte Literaturwissenschaftlerin, Kulturpublizistin und Kuratorin. Sie leitet die Stiftung Litar und ist Jurymitglied der Schweizer Literaturpreise. Diverse Publikationen zu Dada, Mehrsprachigkeit in der Literatur, Emmy Hennings, Friedrich Glauser, Mariella Mehr.


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Nina Debrunner hat deutsche Literatur und Musikwissenschaft in Zürich studiert und ist als Autorin, Redaktorin und Herausgeberin tätig (u.a. Widerworte von Mariella Mehr, Theaterlexikon der Schweiz) sowie als Dozentin an Fachhochschulen.

Pressestimmen

«Albert Minder (1879–1965) war der Nachfahre einer nicht-sesshaften Familie, die sich vor allem mit der Arbeit als Korbflechter, als ‹Korber›, über Wasser zu halten versuchten. Minder schaffte es dank ausgezeichneter Leistungen aufs Gymnasium, plante Lehrer zu werden – und scheiterte doch an den für ihn unerschwinglichen Kosten für Lehrmittel und Unterkunft am Lehrerseminar. Er wurde dann Schriftenmaler und verfolgte eine eigene Mission, indem er seine Familiengeschichte festzuhalten und zu publizieren begann. Es geht in seinen zwei Büchern ‹Der Sohn der Heimatlosen› (1925) und ‹Die Korber-Chronik› (1947) um Herkunft und Familie, um Arbeit und Armut. […] Die Strukturen machten es einem Albert Minder schwer, der etwas erreichen wollte. Also wurde er zum Chronisten seiner eigenen Familiengeschichte. ‹Selbstermächtigung› würde man das heute nennen. Selber erzählen. Das Narrativ über die Armen und gesellschaftlich Ausgegrenzten – die ‹Verschupften›, wie sie bei Minder heissen – verändern.»

Diana Frei, Surprise Magazin, 07.02.2025