Autobiografische Texte, Notizen und Gedichte
Der Autor des bewusstseinsphilosophischen Werks «Ursprung und Gegenwart» hatte unter dem Titel «Ein Mensch zu sein» seine Autobiografie geplant. «Die schlafenden Jahre», die am Anfang dieses Bandes zu finden sind, bilden deren ersten Teil, welcher der einzige ist, den Gebser realisiert hat. Sie geben Einblick in Kindheit und Jugend des Autors, der schon in der allerersten Zeit seines Lebens einer Ungeborgenheit und Heimatlosigkeit ausgesetzt war, die sein ganzes Leben bestimmen würde.
Umso notwendiger war es später für Gebser, innere Sicherheit zu finden. Die Aphorismensammlung «Spiegelbuch des Hintergrundes» stammt aus Tagebüchern und Notizen und ist dadurch Hintergrundinformation eines reichen, bewegten Lebens, zugleich reflektierter, vielschichtiger Kommentar des philosophischen Werks. Die Gedichte schliesslich sind Ausdruck der poetischen Kraft, welche auch die Sprache seiner Schriften und Essays kennzeichnet. «Das Wintergedicht» ist nach eigenen Angaben die Vorform und Kurzfassung von «Ursprung und Gegenwart».
Für diesen Band wurden Autobiografie, Tagebücher, Notizen und Gedichte im Originalmanuskript gelesen und frühere Ausgaben durch Neues wesentlich ergänzt. Es wurden aus dem Nachlass zudem Texte aufgenommen, die noch unveröffentlicht sind. Die Einführungen von Elmar Schübl und Rudolf Hämmerli geben dem Band den biografischen und philosophischen Kontext.
«Die ‹lebensphilosophische› Ausrichtung von Gebsers Denken und Schreiben kommt nun in einem neu erschienenen Band der Jean-Gebser-Reihe im Chronos-Verlag besonders deutlich zur Geltung. Der Band trägt den Titel ‹Ein Mensch zu sein›. Es wird darin ersichtlich, dass Gebser kein lebensferner Denker im Elfenbeinturm war, kein kopflastiger Intellektueller, sondern zunächst vor allem Dichter. Die frühesten Zeugnisse seines Schreibens finden sich in dem neuen Band; es sind neben Gedichten vor allem Aphorismen sowie die Erzählung ‹Die Lawine› von 1928. Elmar Schübl, der im Chronos-Verlag eine lesenswerte Biographie über Gebser vorgelegt hat, schreibt in seinem Vorwort, dass diese Dokumente zu Gebsers ‹schöpferischen Anfängen zurückführen›. [...] Wer bisher noch nicht vertraut ist mit Gebsers Werk, oder wer nur ‹Ursprung und Gegenwart› kennt, der findet in ‹Ein Mensch zu sein› eine lohnende Lektüre. Es ist schön und wichtig, dass der Chronos-Verlag und die Herausgeber Hämmerli und Schübl mit der Jean-Gebser-Reihe das Werk des Kulturphilosophen und Dichters im Buchhandel präsent halten und neuen Lesern erschließen, nachdem die Gesamtausgabe schon seit einigen Jahren vergriffen ist.»
Vollständige Rezension
«Jean Gebser war ein Grenzgänger zwischen den Sphären der Kunst, der Wissenschaft sowie der Moral und versuchte, das Ganze in den Blick zu bekommen. Einen Namen machte er sich als Erforscher der Bewusstseinsgeschichte der Menschheit.»
«‹Ein Mensch zu sein›. So heisst der vierte Band der Jean Gebser-Reihe im Chronos Verlag. Ein grosser autobiografischer Text berichtet darin über die Herkunft dieses Kulturphilosophen, der schliesslich in der Berner Altstadt gestrandet ist.»