Carl Albert Loosli 1877–1959, Band 3/2

Partisan für die Menschenrechte

Band 3, Teil 2

Gebunden
2018. 772 Seiten, 12 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-1432-8
CHF 68.00 / EUR 68.00 
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Sein Schicksal als elternlos aufgewachsener Jugendlicher und seine Erfahrungen in Anstalten und im Paris der Affäre Dreyfus liessen C. A. Loosli zum Kämpfer für die Menschen- und Bürgerrechte werden. Im letzten Teil dieser Biographie wird Looslis jahrzehntelanger Einsatz gegen Anstalten, für ein humanes Strafrecht und gegen die «Administrativjustiz» aufgerollt. Sein Engagement für die Rechte der Kinder und Jugendlichen, für eine Reform der Schule und sein Einsatz für die Verdingkinder leiteten einen sozialpolitischen Wandlungsprozess ein.
In seinen Bemühungen um die Demokratie und um Rechtsstaatlichkeit sah Loosli sich mit dem Nationalsozialismus und dessen Angriffen auf die Souveränität der Schweiz konfrontiert. Den Antisemitismus entlarvte er früh als gefährliche Waffe der reaktionärsten gesellschaftlichen Kräfte. Mit seiner intellektuellen Annäherung ans Judentum und mit seiner Verteidigung der jüdischen Minderheit und der Betonung des Schutzes der Minderheiten erwies er sich als Pionier und Vordenker der Menschenrechte in der Schweiz. Loosli ist vielen als Autor des Justizromans «Die Schattmattbauern» und als Dichter im Dialekt des Emmentals in Erinnerung geblieben. Doch es werden hier auch seine literatur- und kunstpolitischen Verdienste dargestellt, seine Bemühungen um die Werke Gottfried Kellers und Carl Spittelers und sein Einsatz für die Kunst Ferdinand Hodlers.


Erwin Marti studierte Geschichte und Germanistik in Bern und Berlin. Er arbeitete 1980–2010 als Lehrer und Heilpädagoge am Gymnasium und an der Orientierungsschule des Kantons Basel-Stadt und promovierte 1995 in Neuer und Schweizer Geschichte bei Prof. Markus Mattmüller, Universität Basel. Anerkennungspreis des Kantons Bern 2009, Mitglied von Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS).


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Hans-Ulrich Grunder, Sekundarlehrerstudium an der Universität Bern und Unterricht an Berner Schulen; Gründung der «Freien Volksschule Bern» 1978. Zweitstudium in Pädagogik, Ethnologie und Journalismus an der Universität Bern, dann Assistenz am Pädagogischen Institut der Universität Bern, Promotion, Habilitation. Vizedirektor der Sekundarlehrerausbildung an der Universität Bern (1992–1995); Ordinarius für Schulpädagogik an der Universität Tübingen (1995–2005); Professor für Erziehungswissenschaft an der Pädagogischen Hochschule FHNW und der Universität Basel (2005–2014); Direktor ad interim (ab 1.1.2015), Direktor (ab 1.1.2017) des Instituts für Bildungswissenschaften der Universität Basel.

Pressestimmen

«Weshalb Looslis Werk gerade in den letzten Jahren wieder besondere Aktualität erlangt hat, wird in den Kapiteln acht und neun über die ‹Administrativjustiz› − ein von Loosli geprägter Begriff − und das Verdingkinderwesen ersichtlich. Diese Themen beschäftigten Loosli aufgrund eigener einschlägiger Erfahrungen. Er war nicht der erste, aber der gründlichste und pointierteste Kritiker des Zwangsversorgungssystems, in dem gesellschaftlich unangepasste Menschen ohne richterliche Verfügung und ohne Rechtsschutz in diverse Anstalten abgeschoben wurden. Provokativ verglich Loosli im Februar 1939 die Zucht- und Arbeitshäuser in der Schweiz mit Konzentrationslagern (wobei er allerdings die frühen deutschen Arbeitslager, nicht die späteren Vernichtungslager im Auge hatte). Die staatliche Willkür, die sich vor allem gegen die unteren Schichten richtete, wurde erst 1981 beseitigt.»

Berner Zeitschrift für Geschichte, 3/2020, Emil Erne

«Loosli kämpfte unermüdlich für die Rechte von Menschen am Rand der Gesellschaft. Selber als Pflegebub aufgewachsen, ergriff er für Verdingkinder und ‹administrativ Versorgte› das Wort. Sein Engagement hat heute, wo diese dunklen Kapitel aufgearbeitet werden, neue Aktualität.»

NZZ Geschichte, Nr. 17, Lea Haller

«Der Einsatz für minderprivilegierte und stigmatisierte Menschen durchzog das Leben und Schaffen Carl Albert Looslis. Zum einen galt sein Engagement den Kindern und Jugendlichen in Heimen und Erziehungsanstalten, die ohne elterlichen Schutz Gefahr liefen, von einer autoritären Obrigkeit entmündigt und sozial marginalisiert zu werden. Daneben richtete sich Looslis gesellschaftskritisches Engagement auf die jüdische Minderheit, die bis weit ins 19. Jahrhundert kollektiv diskriminiert war. [...] Es ist wohl kein Zufall, dass ein sozialer Außenseiter, ein gesellschaftskritischer, aber ideologisch unabhängiger Geist, der sich der französischen Aufklärung verpflichtet fühlte, zu einem der ersten und wichtigsten Kämpfer der Schweiz gegen den Antisemitismus und für die Menschenrechte werden sollte. [...] Der von Ernst Marti und Hans-Ulrich Grunder verfasste biografische Band 3/2 ermöglicht es der Nachwelt, die historische Bedeutung, aber auch die fortdauernde Aktualität von Carl Albert Looslis Leben und Werk differenziert zu erfassen.»

Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 9/2018, Daniel Gerson

«Diese grosse Loosli-Biografie ist nicht zuletzt auch ein akribisch recherchiertes und flüssig erzähltes Stück Schweizer Kultur- und Sozialgeschichte. Die vier Bände belegen eindrücklich, dass er seinen eigenen Anspruch unter zuweilen widrigsten Bedingungen auf vielen Gebieten einlöste. Ein Schriftsteller müsse nämlich, so schrieb er einmal, seiner Zeit mindestens um eine Generation voraus sein.»

Der Bund, 29. Juni 2018, Alexander Sury

«Im Kapitel über Macht und Recht denkt der Biograf darüber nach, wie es möglich war, dass Loosli auch in den unmöglichsten Situationen – sozial isoliert, materiell am Abgrund – seine Aktionen lancierte. Während viele andere an ihrem Schicksal als Verdingkind oder Anstaltszögling zerbrachen und verstummten, scheint Loosli an den furchtbaren Erfahrungen in seiner Jugend gewachsen zu sein.»

Tages-Anzeiger, 4. Juli 2918, Alexander Sury

«Partisan für die Menschenrechte ist mit seiner Fülle an Tiefschürfendem und dem konsequent-sachlichen Schreibstil der Autoren zwar keine leichte Lektüre; wer sie in Angriff nimmt, taucht jedoch mit jeder neuen Seite tiefer in die Geschichte und das Denken eines faszinierenden Menschen mit einem abenteuerlichen Lebenslauf ein. Und nicht nur das! Zu Recht schreiben die Autoren in ihrem Schlusswort, dass sich entlang der spannungsreichen Biographie C. A. Looslis eine ganze Epoche zum Leben erwecken lasse.
Die nun also vollständig vorliegende Biographie wird allein der umfassenden Herangehensweise und sorgfältigen Recherche der beiden Autoren Erwin Marti und Hans-Ulrich Grunder wegen das massgebende Werk zum Leben und Wirken Carl Albert Looslis bleiben.»

Wochen-Zeitung für das Emmental und Entlebuch, 21. Juni 2018, Dieter Sigrist

«Erwin Martis Band 3/2 seiner C. A. Loosli-Biografie ist mehr als ein neues Buch: Er ist erstens der Abschluss eines Lebenswerks, zweitens eine singuläre kulturpolitische und publizistische Tat und drittens ein Geschenk an alle gesellschaftspolitisch offenen Menschen [...] Was jetzt auf knapp 2250 Buchseiten vorliegt, ist nicht nur eine umfassende Darstellung von Looslis Leben und Werk, sondern eine Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, gesehen durch Looslis Augen – in erster Linie eine Sozial- und Kulturgeschichte der damaligen Schweiz. [...] Dieser Band 3/2 verweist in zwei Richtungen. Mit dem abschliessenden Kapitel ‹Wie eine Lampe, der das Öl ausgeht› kommt Martis Biografie definitiv zum Abschluss. Umgekehrt signalisiert Grunders Essay einen Aufbruch: Jetzt geht es darum, Engagierte zu finden, die Looslis Bedeutung erkennen, und ihnen Material zu bieten, mit dem sie dessen Erbe in die Zukunft tragen können. Mit Martis vierbändiger Biografie liegt ein bedeutendes kulturhistorisches Dokument von bleibendem Wert vor. [...] Von nun an wird es sich niemand mehr leisten können – gerade in Bern! –, sich zum gesellschafts-, kultur- und sozialpolitisch fortschrittlichen Teil des Landes zu zählen, ohne Loosli zu kennen.»

Journal B, 14. Mai 2018, Fredi Lerch

«Vor wenigen Wochen ist im Zürcher Chronos Verlag der vierte und letzte Band der Biographie Carl Albert Looslis (1877 bis 1959) erschienen. Die beiden Autoren Erwin Marti und Hans-Ulrich Grunder vervollständigen damit nach über zwei Jahrzehnten ihr grosses Werk. Carl Albert Loosli ist vielen Zeitgenossen als Dialektschriftsteller, möglicherweise als Philosoph von Bümpliz bekannt. Er war aber weit mehr als das, und es ist ein grosses Verdienst der beiden Biographen, Loosli in seinem facettenreichen Wirken als Autor, Publizist, Kunsthistoriker, Denker und Kämpfer darzustellen. [...] Im letzten Teil ihrer insgesamt weit über 2000-seitigen Biographie führen die Autoren vorab in einem Leitfaden stichwortartig durch das Buch. Für die Leserschaft ist dieser ein hervorragendes Mittel, einen detaillierteren Überblick über die komplexen und nicht weiter untertitelten Kapitel zu gewinnen.»

Unter-Emmentaler, 14. Juli 2018, Dieter Sigrist

«Wie wird man einem Kämpfer gegen Unrecht wie C. A. Loosli gerecht? Vielleicht am ehesten, wenn man seine Schriften liest, sie versteht und sie beherzigt! [...] Manche seiner gesellschaftspolitischen Forderungen wurden gar nicht oder nur halbherzig umgesetzt. Das leidvolle Kapitel der Administrativjustiz, welches er als Erster in den 1930er Jahren thematisierte, ist erst seit 2017 Gegenstand umfangreicher Forschungen im Rahmen der unabhängigen Expertenkommission. C. A. Loosli ist auch 61 Jahre nach seinem Tod angesichts seines umfangreichen, vielfältigen Werks und Engagements bis heute Inspirator und Leuchtturm für unterschiedlichste Gesellschaftsthemen. [...] als unermüdlicher Kämpfer auch ein Vorbild für die aktuelle Gesellschaft. Er fordert uns auf, ebenfalls aufmerksam und engagiert zu sein, um neuen Missbräuchen begegnen zu können. Und sein Vermächtnis soll uns in diesem auch als Bilanz für das Erreichte und Versäumte dienen.»

Die vollständige Rezension finden Sie unter Netzwerk-verdingt.

netzwerk-verdingt, Mai 2018, Walter Zwahlen