Macht und Geschlecht
lx. Im Oktober 2000 hat an der Universität Zürich das neunte Symposium der Internationalen Assoziation von Philosophinnen (IAPH) stattgefunden. Ein eben publizierter Tagungs- und Dokumentationsband mag schon äusserlich auf (Ge-)Wichtigkeit und Vielzahl der zur Debatte gekommenen Thesen hinweisen: Gute 870 Seiten sorgfältig edierter Vorträge finden sich da, in Englisch, Deutsch und Französisch, von Anspruch und Internationalität her in der Tat eine Bestandesaufnahme, die sich sehen lassen kann. Freilich stand mit dem Thema «Die Philosophie und die Zukunft der condition féminine auch eine wahrhaft breite Fragestellung an, die viel Raum liess für eher klassische - etwa philosophiehistorische oder sprachphilosophische - Beiträge bis hin zu Referaten, die die Aktualität der gender- Theorie auch am Beispiel der Drag Kings ausleuchteten. Es sei, so die Herausgeberinnen im Vorwort, das grosse Verdienst der feministischen Theorie, das «Geschlecht» als eine kritische Analysekategorie in den Wissenschaften eingeführt zu haben, auch wenn diese in der Zwischenzeit selbst zum Gegenstand der Auseinandersetzung geworden sei, denn die feministische Forschung sei zur Einsicht gekommen, dass das einheitliche Kollektivsubjekt «Frau» wohl ebenso eine Illusion darstelle wie die vormals gängigen Kategorien «Mensch» und «Mann».
Wissen Macht Geschlecht. Knowledge Power Gender. Philosophie und die Zukunft der «condition féminine». Herausgegeben von Birgit Christensen u. a. Chronos-Verlag, Zürich 2002. 862 S., Fr. 68.-.
Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der NZZ.
Neue Zürcher Zeitung FEUILLETON Samstag, 27.04.2002 Nr.97 64
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