Anziehung – Abstossung – Verwicklung: Epistemische und methodologische Perspektiven
Die in diesem Band versammelten Beiträge verweisen auf die Gemengelage zwischen künstlerischer und ethnografischer Forschung, zwischen der Praxis der Feldforschung und der Kunstbetriebe, zwischen Künstler*innen, Ethnograf*innen und hybriden Akteur*innen, die heute dies und morgen etwas anderes sind. Im Fokus stehen transdisziplinäre Perspektiven, die die gegenwärtigen entgrenzten gesellschaftlichen Verhältnisse methodisch und epistemisch einzuholen versuchen.
Der Band präsentiert die Ergebnisse eines im Rahmen des Projekts «Handyfilme – künstlerische und ethnografische Zugänge zu Repräsentationen jugendlicher Alltagswelten» durchgeführten Workshops. In diesem wurde gefragt, in welcher Weise ein Zusammengehen von Kunst und Ethnografie als Ko-Produktion praktiziert werden kann, die sich nicht im Modus einer additiven Kooperation oder einer Kollaboration erschöpft. Ein Grossteil der Beiträge bezieht sich auf dieses zwischen kulturwissenschaftlicher Technikforschung und künstlerischer Forschung angesiedelte Forschungsprojekt. Daneben finden sich zum einen Texte, die das Verhältnis von Kunst und Ethnografie grundsätzlich ausloten, zum anderen Darstellungen weiterer künstlerisch-gesellschaftswissenschaftlicher Forschungsprojekte. Alle Beiträge diskutieren neben konzeptionellen Überlegungen die Potenziale und Schwierigkeiten des Zusammenarbeitens von Kunst und Ethnografie. Sie veranschaulichen unterschiedliche Formen im Zusammengehen, Sich-gegenseitig-Anziehen, aber auch im Sich-Reiben, Sich-Separieren und Sich-Abstossen.
«Künstlerische Forschung ist also ein weites und nach wie vor schwach definiertes Feld, das als transdisziplinäres Unterfangen vorerst noch ein Nischendasein führt. Der vorliegende Band aber zeigt, welche Potentiale in ihr stecken: Die Unterbestimmtheit des Forschungsdesigns, die den Projekten zu eigen ist, fordert alle Beteiligten heraus, sich beständig selbst zu reflektieren. Gerade das dem künstlerischen Forschen innewohnende Unwägbare, das Experimentelle, oder, um es mit Claude Lévy-Strauss zu sagen, das ‹wilde Denken›, führt zu einem sehr selbstkritischen Blick auf das eigene Tun, ein Blick, der jedoch nicht lähmt, sondern ausgesprochen produktiv sein kann. [...] Wer also Inspiration und Ermutigung benötigt, neue gedankliche Wege in seiner Wissenschaft zu gehen, dem sei dieser Band sehr ans Herz gelegt.»
«Die Beiträge beziehen anschaulich die Erfahrungen und Reflexionen aus inter- und transdisziplinären Forschungsprojekten der Autorinnen und Autoren mit ein und verbinden sie mit theoretischen Überlegungen. [...] Die Beiträge regen dazu an, über Formen der Zusammenarbeit nachzudenken und sich der Herausforderung, gemeinsame Forschungsfragen zu entwickeln, zu stellen.»