Kommentierte Erstausgabe
Mitarbeit: Simone Gfeller
Das 1601 in Sarnen an zwei Tagen aufgeführte Bruderklausenspiel des Sarner Pfarrers Johann Zurflüe behandelt das Leben und Wirken des heiligen Niklaus von Flüe. Neben der Erstedition des ältesten deutschsprachigen Bruderklausenspiels bietet das Buch Kommentare zum historisch-politischen Kontext der Aufführung und zur zeitgenössischen Tradition der Heiligenspiele, ergänzt durch Ausblicke auf weitere Dramatisierungen des Stoffs und die Rezeption der Bruderklausenspiel-Tradition im 20. Jahrhundert.
Das Spiel wurde im September 1601 höchstwahrscheinlich auf dem Sarner Dorfplatz aufgeführt. Es behandelt das Leben des Obwaldner Eremiten mit allen wichtigen Episoden: seine Heirat mit Dorothee Wyss, den Beschluss, Eremit zu werden, die Reise ins Burgund sowie die Niederlassung im Flüeli-Ranft und das dortige Leben. In einer bunten Szenenfolge werden das Leben der Bevölkerung in der Frühen Neuzeit, das Wirken Niklaus von Flües sowie – in klamaukigen Teufelsszenen – die damals herrschenden Ängste vor der Verdammnis vorgeführt. Eindrücklich wird die Wirkung der Worte Niklaus von Flües auf die Bevölkerung im alltäglichen, aber auch auf die personifiziert auftretenden Kantone im politischen Leben der Zeit dargestellt. Das in einer einzigen Handschrift überlieferte Sarner Bruderklausenspiel vermittelt spannende Einblicke in die damalige Theaterpraxis.
Diese Buchreihe fördert die Publikation von Texten zur Grundlagenforschung in der Theaterwissenschaft. In Aufsatzbänden bleibt bei einer Vielfalt der Gegenstände auch eine methodische Variationsbreite gewahrt. Sie bereiten als Sondierungen das Terrain für Monografien vor, für historische Längsschnitte, in denen eine Theaterform über einen längeren Zeitraum untersucht, und für historische Querschnitte, in denen das Nebeneinander, die Wechselwirkungen verschiedener Theaterformen in einem relativ kurzen Zeitraum erforscht werden
«Man [kann] durchaus von einem Schweizer Nationaldrama sprechen, das im Zeitalter des Konfessionalismus bei allen innerschweizerischen Konflikten durchaus einheitsstiftend wirken konnte. [...[ Sozialgeschichtlich und ethnologisch erhellend sind die Szenen mit Einblicken in die bäuerliche Alltagswelt oder in die Schweizer Wirtshäuser der Frühen Neuzeit.
Die über 11'000 Verse in alemannischer Schreibsprache erschließen sich jedem schwäbischen Mundartsprecher auch ohne germanistische Vorkenntnisse in den historischen Sprachstufen des Deutschen relativ leicht, zumal schwierigere Lexeme oder eine komplexere Syntax in Fußnoten gut erklärt werden. Sehr aufschlussreich sind auch auch die historischen Kommentierungen.»