Ob biologischer Vorgang oder gesellschaftliche Übereinkunft, Vererbung ist letztlich eine Überlebenstechnik. Sie verleiht dem Todgeweihten, Vergänglichen Unsterblichkeit, eine Art Ewigkeit im Diesseits. Als Möglichkeit, die allem Endlichen gesetzte Begrenzung zu überwinden und Vergangenes mit Gegenwärtigem, ja gar Zukünftigem zu verbinden, kommt dem Erbvorgang ganz besondere Bedeutung zu in einer Welt, die kaum mehr an ein Weiterleben im Jenseits glaubt.
Erbe und Erbschaft gehören zu den grundlegenden Strukturen der menschlichen Zivilisation. Sie betreffen jedermann und geben Anlass zu immer neuen Fragen: Woher kommt ein bestimmtes Merkmal eines Lebewesens? Wie reicht der Mensch Eigentum und Recht an seine Nachkommen weiter? Welchen Mustern gehorcht die Tradierung geistiger und kultureller Werte? Was bedeutet das Wissen um die Vererbung einer Krankheit, und was dürfen wir uns von genetischer Perfektionierung erhoffen?
Diese und viele weitere Aspekte werden von Vertretern verschiedener Wissenschaftszweige untersucht. Das Spektrum reicht von Anthropologie, Ethnologie, Neuroinformatik, Virologie und Zoologie bis zur Jurisprudenz, Philosophie, Geschichte, Kunstgeschichte, Sprach- und Literaturwissenschaft.