Zeit des Teilens
Volksbewegung und Volksunruhen auf der Zürcher Landschaft 1794–1804
Gebunden
2003. 511 Seiten, 8 Farbabbildungen
ISBN 978-3-0340-0598-2
CHF 78.00 / EUR 52.00 
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Zeit der Helvetik galt lange als Stiefkind der schweizerischen Geschichtsschreibung. Dies hat sich mit dem Jubiläumsjahr 1998 geändert. Als «Projekt der Moderne» und als wichtige Phase der politischen Entwicklung wird diese Epoche jetzt wahrgenommen. Die Verwirklichung der Rechtsgleichheit und der persönlichen Freiheit für alle Schweizer sowie die Beseitigung der Untertanenverhältnisse sind wesentliche Errungenschaften der Helvetik. Auch die technisch-betriebsorganisatorischen und wirtschaftspolitischen Innovationen werden vermehrt zur Kenntnis genommen: Der Übergang zur Mechanisierung der Spinnerei, die Beseitigung von Handelshemmnissen und die Realisierung der Handels- und Gewerbefreiheit. Wirtschaftliche Modernisierung, Liberalisierung und Deregulierung sind Begriffe, die auch die aktuelle politische Diskussion prägen. Deren soziale Folgen und Defizite machen sich immer stärker bemerkbar und es zeigt sich, dass der eingeschlagene Modernisierungspfad seine Opfer fordert. Auch die Helvetik kannte Verlierer: Auf der Zürcher Landschaft waren es die kleinen Handwerker, die Heimarbeiter und Tauner. Ursprünglich hatten sie grosse Hoffnungen in die neue Ordnung gesetzt. Freiheit und Gleichheit bedeutete für sie etwas anderes als für die Eliten. Die kleinen Leute erwarteten 1798 den Beginn einer «Zeit des Teilens», der materiellen Gleichstellung und der Freiheit von drückenden Abgaben: eine Utopie der egalitären Gesellschaft. Diese Hoffnungen wurden jedoch enttäuscht. Zehnten und Grundzinsen blieben weiterhin bestehen, das Repräsentativsystem der Helvetik gewährte den unteren Bevölkerungsschichten nur eine begrenzte Mitsprache, zudem wurden die Regierungen immer konservativer, das Rad der Zeit allmählich zurückgedreht. Dagegen regte sich Widerstand, der auf der Zürcher Landschaft in einen bewaffneten Aufstand mündete, den sogenannten Bockenkrieg. Die Volksunruhen in der Spätphase der Helvetik und der beginnenden Mediationszeit, die in der vorliegenden Studie eingehend analysiert werden, enthüllen in einzigartiger Weise die Vorstellungswelt der plebejischen Schichten. Sowohl ihr Insistieren auf dem Existenzrecht als auch das den Widerständen innewohnende basisdemokratische Potential repräsentieren noch eine andere Seite dieser Epoche ­ eine Dimension, die bis anhin von der Forschung nur wenig beachtet und gewürdigt worden ist ­, diejenige der Helvetik von unten.

ist emeritierter Titularprofessor für Geschichte der Neuzeit am Historischen Seminar der Universität Zürich. Seine Hauptforschungsgebiete sind Sozialgeschichte der Aufklärung, historische Protestforschung und Demokratieforschung. Er hat 2013 eine kommentierte Quellenauswahl zur Demokratiegeschichte der Schweiz veröffentlicht.


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