Über Jean Rudolf von Salis
Hg. Die Texte eines Kolloquiums, das die Universität Lausanne zum hundertsten Geburtstag des 1901 geborenen, 1996 verstorbenen Historikers und homme de lettres Jean Rudolf von Salis veranstaltet hat, stehen im Zeichen der Intellektuellen-Problematik, von der man gelegentlich meint, sie sei in der Schweiz etwas ganz Besonderes. Klara Obermüller, die mit Salis gut bekannt war und seine Persönlichkeit mit Empathie erfasst hat, charakterisiert ihn als Fragend-Verstehenden, erliegt aber nicht der Versuchung, seinen Fragen die Richtung tendenziöser halber Antworten zu geben, wie das in dem Beitrag von Hans Ulrich Jost geschieht. Von gründlicher biografischer Kenntnis zeugt ein Aufsatz von Sibylle Birrer; Pierre Ducrey behandelt Salis' Verhältnis zu Rilke und zum Wallis, Robert Kopp seine Beziehung zu Pierre Jean Jouve. Skizzenhaft, aber substanziell schreibt Claude Hauser über Nähe und Distanz der Intellektuellen zur Politik. Die in dem Band wieder abgedruckte Ansprache von Gerald Stourzh zur Gedenkfeier in der ETH Zürich bildet eine schöne Ergänzung. Bio- und bibliografische Informationen runden die Publikation ab.
Jean Rudolf von Salis, die Intellektuellen und die Schweiz. Herausgegeben von Pierre Ducrey und Hans Ulrich Jost unter Mitarbeit von Anne Kenzelmann Pfyffer. Chronos-Verlag, Zürich 2003. 144 S., Fr. 32.-.
Neue Zürcher Zeitung FEUILLETON Samstag, 24.01.2004 Nr.19 46
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Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der Neuen Zürcher Zeitung