Die Ursprünge der Hochschule Luzern lassen sich wenn auch nicht in ungebrochener Linie bis in die Jahre kurz nach dem Konzil von Trient zurückverfolgen. Im Zeichen der Gegenreformation errichtete die Stadt und Republik Luzern unter Schultheiss Ludwig Pfyffer 1574 eines von vielen Jesuitenkollegien. Zwei Jahrhunderte lang blieb die Institution nicht nur eine der bedeutendsten Hohen Schulen in der Alten Eidgenossenschaft, sondern bis zur Schaffung des Schweizerischen Bundesstaates 1848 auch die bedeutendste Kaderschmiede innerhalb des «Corpus catholicum». Diese über vierhundert Jahre alte Tradition haben die Verfasser zum Anlass genommen, die erste Gesamtdarstellung des höheren Luzerner Bildungswesens zu erarbeiten. Trotz des Jubiläumsanlasses ist die Studie nicht als Festschrift konzipiert worden und bietet keine klassische Institutionengeschichte.
Die beiden Autoren versuchen vielmehr, die Geschichte des höheren Bildungswesens vor dem Hintergrund struktureller Entwicklungen und den Auseinandersetzungen der Zeit darzustellen. In der Organisation des Bildungssystems drückt sich nicht nur der Interessenhorizont einer Gesellschaft aus, sondern auch ihr Wertesystem. Um diesen Ansatz fruchtbar zu machen, ist die Studie gesellschaftsgeschichtlich und komparativ angelegt. Das Erkenntnisinteresse zielt unter anderem auf das irritierende Problem, weshalb sich Luzern weit schwerer mit der Entwicklung seines höheren Bildungssystems und der Gründung einer Universität tat als das benachbarte Bern oder Zürich. Die Gründe dafür so viel sei vorausgeschickt liegen in den Eigentümlichkeiten der Luzerner Gesellschaft selber.