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Krisenwahrnehmungen im Fin de siècle

Jüdische und katholische Bildungseliten in Deutschland und der Schweiz

Clio Lucernensis, Band 4
Gebunden
1997. 385 Seiten
ISBN 978-3-905312-39-3
CHF 48.00 / EUR 27.00 
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Der Sammelband zielt nicht so sehr auf eine ideengeschichtliche Rekapitulation von bekannten Befunden über Zionismus, Messianismus, Kulturpessimismus und Antimodernismus hin, sondern will das politisch-soziale Engagement der jüdischen und katholischen Bildungseliten in der Krise des Fin de Siècle in den Mittelpunkt stellen. An der Geschichte der jüdischen und der katholischen Sondergesellschaften lassen sich gerade im Fin de Siècle wichtige gesellschaftsgeschichtliche Entwicklungen in vergleichender Perspektive aufzeigen.
Seit der Emanzipation der Juden und dem Ende des Kulturkampfes sahen sich die Verteidiger der eigenständigen jüdischen und katholischen Kultur dem Problem ausgesetzt, wie sie sich zur dominierenden nationalliberalen Kultur der Zeit verhalten sollten, die zunehmend ihres liberalen Gehaltes entkleidet wurde. Sollten sie sich dem bürgerlich-industriellen Kulturmilieu ganz anpassen oder aber die Krise des Fin de Siècle und die legitimierende Kraft der modernen Bildung für die Aufrechterhaltung und Stützung ihrer Gegenkultur in Anspruch nehmen?
Unter was für ideologischen Perspektiven und gesellschaftlichen Leitbildern haben die jüdischen und katholischen Bildungseliten überhaupt zu den grossen Fragen der Zeit Stellung genommen? Wie sah ihr politisch-soziales Engagement aus? Wie stark waren sie im Fin de Siècle bereits in die nationalen Gesellschaften Deutschlands und der Schweiz integriert? Wie gingen sie mit den antisemitischen Ressentiments und antikatholischen Vorurteilen um, denen sie in den nationalen Gesellschaften Deutschlands und der Schweiz begegneten? Die rund 20 Beiträge stammen von deutschen, israelischen und schweizerischen Universitätsdozenten der Fachdisziplinen Geschichte, Religionswissenschaft, Philosophie, Soziologie und Literaturgeschichte.



Bücher im Chronos Verlag

Inhalt

Albert Tanner (Bern): Bürgertum und Bildungseliten in der Schweiz des Fin de siècle
Josef Mooser (Basel): Milieus und Bildungseliten im Wilhelminischen Deutschland
Hansjörg Siegenthaler (Zürich): Die Schweiz in der «Krise des Fin de siècle»
Paul Mendes-Flohr (Jerusalem): Wissenschaft des Judentums at the Fin-de-siècle
Robert S. Wistrich (Jerusalem): Max Nordau, Degeneration and the Fin-de-siècle
Menachem Brinker (Jerusalem): Nietzsche und die hebräischen Schriftsteller um die Jahrhundertwende
Regina Wecker (Basel): Das soziale Engagement jüdischer Frauen in der Schweiz
Michael Graetz (Heidelberg): Die russisch-jüdischen Studenten an den Universitäten in Deutschland und der Schweiz
Aram Mattioli (Luzern): Die ultramontane Bildungsoffensive im Kanton Freiburg 1878-1889
Guy P. Marchal (Luzern): Katholische Historiker und die Nationalgeschichtsschreibung in Deutschland und in der Schweiz
Markus Zürcher (Bern): Gustav Ruhlands «Wirtschaftspolitik des Vaterunser».
Markus Ries (Luzern): Katholische Kultur im Schatten der Modernismuskrise
Olaf Blaschke (Trier): Die katholische Bildungselite und die Krisenmentalität im Fin de siècle
Wilfried Loth (Essen): Die deutschen Sozialkatholiken in der Krise des Fin de siècle
Guido Müller (Aachen): Die Entstehung des Katholischen Akademikerverbands im wilhelminischen Deutschland zwischen bildungsbürgerlichen Reformbewegungen und Laienapostolat
Andrea Hopp (Frankfurt am Main): Die Kulturzeitschrift als Indikator für die Krise des Fin de siècle
Jakob Tanner (Zürich): Antisemitismus, Sozialdarwinismus und Rassismus in den schweizerischen Bildungseliten
Albert M. Debrunner (Basel): Die antisemitische Polemik der Basler Zeitschrift «Der Samstag» gegen jüdische Bildungseliten
Michael Langer (Regensburg): Katholische Bildungseliten im Fin de siècle