INHALT / TABLE DES MATIÈRES
PORTRÄT / PORTRAIT
Geistige Landesverteidigung, Friedenshoffnung und Kalten Krieg hören
Theo Mäusli 7
SCHWERPUNKT / DOSSIER THÉMATIQUE
La crise économique des années '30 en Suisse et dans le monde.
Quelques remarques préliminaires 17
Nationale und internationale Aspekte der Wirtschaftskrise
der 1930er Jahre. Einleitende Bemerkungen
Thomas David, Sébastien Guex, Marc Perrenoud 21
Trois crises de mutation. La «crise» contemporaine comparée à celle
de la fin du XIXe siècle et à celle des années '30
Pierre Dockès 26
Zusammenfassung 45
Depression and Recovery in Europe in the 1930s
Derek H. Aldcroft 49
Zusammenfassung 65
Résumé 66
Kantone und Städte im Zeichen der grossen Depression
Heiner Ritzmann-Blickenstorfer 68
Résumé 79
Krise im Reiseland par excellence. Zum Umgang mit Krisen
von Hotellerie und Fremdenverkehr in der Schweiz
Beatrice Schumacher 81
Résumé 95
Wahrung des Besitzstandes und Entwicklung neuer Konzepte
in der Firma Geigy
Andrea Rosenbusch 97
Résumé 107
Contrastes et paradoxes de la crise dans l'horlogerie
Marc Perrenoud 108
Zusammenfassung 116
Die schweizerische Handelspolitik gegenüber Brasilien in der Krise
der 30er Jahre. Auf der Suche nach neuen Absatzmärkten
Peter Marbet 117
Résumé 126
DER ARTIKEL / L'ARTICLE
Old Worker's Movement and "New Political Economy". Uses and
Drawbacks of Rational Choice Theory
Marcel van der Linden 128
DEBATTE / DÉBAT
«Alkoholfrage» und Eugenik. Auguste Forel und der eugenische
Diskurs in der Schweiz
Urs Germann 144
Juden und Judenfeindschaft in der schweizerischen Historiographie.
Eine Replik auf Robert Uri Kaufmann
Aram Mattioli 155
BESPRECHUNGEN / COMPTES RENDUS
Literatur zum Thema / Comptes rendus thématiques 165
Allgemeine Besprechungen / Comptes rendus généraux 176
AGENDA
Aktuell / A noter 195
Autorinnen und Autoren / Les AuteurEs 199
Call for Papers 202
Heftschwerpunkte / Thèmes 205
Bereits erschienene Hefte / Table des numéros précédents 206
Seit etwa anderthalb Jahrzehnten reissen die Debatten über die Krise der 30er Jahre nicht mehr ab. Vor dem Hintergrund der sozialen und ökonomischen Krise, welche die entwickelten Länder seit Beginn der 70er Jahre durchmachen, tendieren Historiker, Journalisten und Politiker immer häufiger dazu, Vergleiche zwischen der Gegenwart und den 30er Jahren anzustellen. Vor kurzem erschien in der Zeitung Le Monde ein Artikel des angesehenen Historikers und vormaligen Chefredaktors von Le Monde, André Fontaine, mit dem Titel «Der Schatten der 30er Jahre». Dieser Artikel begann mit den Worten: «Wir sind konfrontiert mit Arbeitslosigkeit, Elend, Korruption, Druck der extremen Rechten in Österreich sowie Umfragen und Teilwahlen, die zeigen, in welchem Ausmass bei uns die politische Klasse und die Institutionen in Verruf geraten sind. ÐDas Europa des ausgehenden 20. Jahrhundertsð, sagte vor einigen Tagen eine auf der Durchreise befindliche Persönlichkeit aus Deutschland, Ðgleicht zusehends dem Europa der 30er Jahreð. In einem gewissen Sinne trifft dies tatsächlich zu, aber dennoch: welche Diskrepanz!»1
Die Frage nach der Vergleichbarkeit rezessiver Phasen des kapitalistischen Systems ist das Thema dieses Bandes. Pierre Dockès leugnet nicht die Unterschiede zwischen der Krise des späten 19. Jahrhunderts, derjenigen der 1930er Jahre und der Rezession unserer Tage. Er postuliert aber gleichwohl, dass diese Krisen nur verstanden werden können, wenn man das Augenmerk auf das ihnen gemeinsame Merkmal richtet: dass es sich nämlich in allen Fällen um Strukturbrüche, d. h. um Perioden handelt, in denen «die alten Produktionsverhältnisse zusammenbrechen und sich neue Produktionsverhältnisse herausbilden.» Für Dockès stellt die Krise der 30er Jahre eine Art Schmelztiegel dar, in welchem die Hauptkomponenten der Wachstumsphase der 50er, 60er und frühen 70er Jahre - Produktion und Massenkonsum, Lohneinkommen und «Arbeitsfrieden» auf der Basis des Systems «Ford» - geschmiedet wurden. Dieser theoretische Grundpositionen mit konkreten historischen Vergleichen kombinierende Ansatz lässt Dockès zu einer Einschätzung der aktuellen Wirtschaftskrise gelangen, die speziell denjenigen zu denken geben sollte, die bei den nationalen und internationalen Arbeitnehmerorganisationen verantwortliche Stellen bekleiden. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Rezession zeichnen sich allmählich die Umrisse eines «Neo-Kapitalismus» ab, der - so Dockès - dem Frühkapitalismus des 19. Jahrhunderts näher stehen dürfte als dem gemässigten, dem Gedankengut des Fordismus und der Sozialdemokratie verpflichteten Kapitalismus, der seinerzeit aus der Weltwirtschaftskrise und dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen ist. Wenn die Erforschung der Krise der 30er Jahre einige Problemfelder der heutigen Zeit erhellen kann, dann erlaubt dies auch, auf einige Spezifika der schweizerischen Wirtschaftsentwicklung in einer Zeit hinzuweisen, die man die Grosse Depression zu nennen pflegt.
In seinem dem europäischen Raum gewidmeten Beitrag hebt Derek Aldcroft hervor, dass die Länder des Alten Kontinents während der Krise der 30er Jahre ungleiche ökonomische Entwicklungen durchmachten. Während z. B. Finnland und Griechenland zwischen 1929 und 1937 ein substantielles Wirtschaftswachstum verzeichneten, wurde eine zweite Gruppe von Ländern, darunter auch die Schweiz, sehr viel stärker von der Grossen Depression erfasst. Auf die Frage, weshalb die Schweizerische Eidgenossenschaft dieser zweiten Gruppe angehörte, versucht D. Aldcroft eine Antwort zu geben, indem er die Tatsache in den Vordergrund rückt, dass die Rezession in denjenigen Ländern, die am Goldstandard festhielten - Schweiz, Frankreich, Belgien, Italien, Niederlande und Polen - besonders tiefgreifende und langanhaltende Auswirkungen zeitigte. Nach Aldcroft ist die Ausrichtung dieser Länder auf den Goldstandard bis ca. 1935/36 und ihre darauf zurückzuführende rigoros deflationistische Politik hauptverantwortlich für die lange Dauer der wirtschaftlichen Stagnation. Warum aber haben diese Länder unter solchen Umständen am Goldstandard festgehalten? In einem kürzlich erschienen Überblickswerk zur Zwischenkriegszeit betont Barry Eichengreen die Notwendigkeit, die politökonomischen Faktoren stärker herauszuarbeiten, um die Unterschiede in der Wirtschaftspolitik der europäischen Länder erklären zu können: "[...] Different decisions across countries reflected differencies in the balance of political power, between creditors who benefited from deflation and debtors who suffered, or between producers of internationally traded goods who benefited from devaluation and producers of domestic goods who were likely to be hurt."2
Für Frankreich, Belgien und die Niederlande, um bei den Goldstandard-Ländern zu verbleiben, existieren bereits zahlreiche tiefschürfende Untersuchungen, die sich mit dieser Problematik befassen. Anders verhält es sich bei der Schweiz. Wirtschaftshistorische Fragestellungen sind hier nicht gerade häufig anzutreffen, und Studien zur helvetischen Wirtschaftspolitik zur Zeit der Grossen Depression haben geradezu Seltenheitswert. Die Debatte über diesen Aspekt der Landesgeschichte ist überhaupt erst eröffnet worden, als Gérald Arlettaz vor mehr als zehn Jahren die Behauptung aufstellte, dass es die Politik der Bundesbehörden gewesen sei, den finanziellen Interessen der Schweiz im Ausland absoluten Vorrang vor der Ankurbelung der Binnenkonjunktur einzuräumen.3 Da diese These bislang kaum Widerhall gefunden hat, sind wir übereingekommen, einen Grossteil des vorliegenden Themenheftes von Traverse dem «Fall Schweiz» zu widmen. Wenn wir uns zu unserem grossen Bedauern auch nicht in der Lage sehen, bei gewissen Themen - gemeint ist insbesondere die Finanz- und Geldpolitik des Bundes - der historischen Forschung neue Impulse zu vermitteln, so erlauben es doch jene fünf in diesem Band versammelten Artikel, die ausschliesslich die Schweiz zum Gegenstand haben, einige interessante Schlussfolgerungen zu ziehen.
Heiner Ritzmann-Blickenstorfer etwa verweist auf die ungleiche konjunkturelle Entwicklung bei der Export- und Binnenwirtschaft. Während erstere bereits 1929/30 in den Sog der Weltwirtschaftskrise geriet, wurde letztere erst 1932/33 von der Rezession erfasst. Die Krise nahm in der Schweiz zwar weniger intensive Formen an als in anderen europäischen Ländern, aber sie dauerte dafür um so länger.
Ein anderes Ergebnis der Recherchen des Zürcher Historikers nimmt sich auf den ersten Blick überraschend aus: Es scheint, dass sich das Einkommensgefälle zwischen den Kantonen in den 30er Jahren verringert hat, indem die ländlich geprägten, ärmeren Kantone der Krise besser zu widerstehen vermochten als die Industriekantone. Dieser Befund lässt allerdings, wie Ritzmann mit Recht unterstreicht, keine Rückschlüsse in bezug auf die Ungleichheiten der sozialen Klassen zu.
Bei der Lektüre der Artikel wird deutlich, dass die Rezession der 30er Jahre in einen umfassenderen zeitlichen Rahmen gestellt werden sollte. So qualifiziert Beatrice Schumacher den gesamten Zeitraum 1914-1950 als «dunkles Zeitalter» des Fremdenverkehrs, während Andrea Rosenbusch aufzeigt, dass die chemische Unternehmung Geigy in der Zwischenkriegszeit ununterbrochen mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. In beiden Fällen wurden durch die Flaute wichtige Veränderungen induziert oder zumindest beschleunigt, und zwar speziell im organisatorischen Bereich. Bei der Basler Firma kam es zur Rationalisierung der Verwaltung und zur Systematisierung der Forschung. Im Gastgewerbe, wo die latent vorhandenen Probleme nach 1930 überaus manifest wurden, suchte man das Heil in der Gründung einer Dachorganisation, deren Funktion u. a. darin bestand, die Interessen der Branche bei den staatlichen Stellen besser wahrzunehmen. Diese Organisation agierte übrigens auch als Vermittlerin gewisser innovativer Praktiken in der Fremdenverkehrsindustrie.
Die Rezession hat in der Schweiz auch dazu beigetragen, dass sich die Beziehungen zum Ausland veränderten. Wie man weiss, war die Ende der 1920er Jahre einsetzende internationale Wirtschaftskrise namentlich durch den Zusammenbruch des Welthandels charakterisiert. Die Lage verschärfte sich ab 1931, als zahlreiche industrialisierte Länder zu einer protektionistischen Politik übergingen. Wie Peter Marbet für Brasilien zeigt, hat diese Entwicklung die Schweiz gezwungen, sich nach neuen Märkten umzusehen. Indessen erschöpfte sich das schweizerische Interesse für Lateinamerika keineswegs in der Suche nach neuen Absatzmärkten, sondern wiederspiegelt ebensosehr die Bedeutung des nach dieser Weltregion exportierten Kapitals. Die Interessen der schweizerischen Kapitalanleger im Ausland kollidierten in den 30er Jahren mit dem ökonomischen Nationalismus von Ländern wie Brasilien und Argentinien. Von daher ergab sich für die Schweiz die Notwendigkeit, mit den Regierungen dieser Länder in handels- und finanzpolitischen Fragen zu einem Einvernehmen zu gelangen.4
Es ist daran zu erinnern, dass die wirtschaftliche Krise auch in der Schweiz ein Erstarken nationalistischer Tendenzen bewirkte. Schumacher führt aus, dass das Fernbleiben ausländischer Gäste, speziell solcher aus Deutschland, in den 30er Jahren die Tourismusbranche auf die Idee brachte, die Frequentierung schweizerischer Fremdenverkehrsorte durch die einheimische Bevölkerung zu fördern, sei es durch den Rückgriff auf das bereits vorhandene Arsenal an nationalen, Mythen und Muskelkraft zum Ausdruck bringenden Werten, sei es durch den Versuch, unter Wahrung dieser Werte eine idyllischere Atmosphäre zu schaffen.
Nachdem sie überaus hart durch die Krise getroffen worden war, glückte es der sich als «nationale Industrie» präsentierenden Uhrenbranche, sich zu restrukturieren. Marc Perrenoud ruft die Rolle ins Gedächtnis, die der Staat bei dieser von Banken, Industriellen und Magistraten überwachten Reorganisation gespielt hat.
Die LeserInnen dieses Heftes werden nicht umhin können, das Fehlen von Artikeln über die Arbeitslosigkeit, immerhin eine der wichtigsten Begleiterscheinungen der Grossen Depression, zu bemerken. Dies ist indessen kein Versäumnis, hat doch traverse dem Problem der Arbeitslosigkeit vor einem Jahr ein komplettes Themenheft gewidmet, in dem sich auch ein Beitrag findet, der die 30er Jahre behandelt.5
Angesichts der Aktualität der Thematik hoffen wir, dass diese Ausgabe von traverse keinen Schlusspunkt unter die Diskussion setzen wird, sondern zu neuen Forschungen Anstoss gibt.
Thomas David, Sébastien Guex, Marc Perrenoud
(Übersetzung: Barbara und Heiner Ritzmann-Blickenstorfer)
Anmerkungen
1 Le Monde, 30. Oktober 1996, 1. Siehe auch die letzte Nummer der Zeitschrift Vingtième Siècle (Oktober-Dezember 1996), die sich mit den Wirtschaftskrisen im 20. Jahrhundert befasst; darin insbesondere der Artikel von J.-C. Asselain.
2 Barry Eichengreen, Golden Fetters. The Gold Standard and the Great Depression,
1919-1939, New York 1992, 23.
3 Gérard Arlettaz, «Crise et déflation. Le primat des intérêts financiers en Suisse au début des années 1930», Relations internationales 30 (1982), 163.
4 Dies war insbesondere bei Argentinien der Fall. Siehe Antonio Sommavilla, «L'accord commercial et financier de 1934 entre la Suisse et l'Argentine», in Bouda Etemad et Thomas David (Hg.), La Suisse sur la ligne bleue de l'Outre-mer (Les Annuelles Nr. 5), Lausanne 1994, 95-103. Allgemeiner sind die Informationen, die zu diesen Handels- und Finanzabkommen in den Bänden 11 und 12 der Diplomatischen Dokumente der Schweiz gegeben werden.
5 Bernard Degen, «Arbeitsbeschaffung, sozialer Frieden und Denkmalpflege. Der Basler Arbeitsrappen (1936-1984)», Traverse 2 (1996), 63-83. In diesem Zusammenhang verweisen wir auch auf die Arbeit von Marc Perrenoud, «Entre la charité et la révolution. Les Comités de chômeurs face aux politiques de lutte contre le chômage dans le Canton de Neuchâtel lors de la crise des années 1930», in Jean Batou, Mauro Cerutti und Charles Heimberg (Hg.), Pour une histoire des gens sans Histoire. Ouvriers, excluEs et rebelles en Suisse 19e-20e siècles, Lausanne 1995, 105-111.
Depuis une quinzaine d'années, la crise des années '30 constitue un thème récurrent. La phase de crise économique et sociale que connaissent les pays développés depuis le début des années '70 a conduit de nombreux historiens, mais aussi des journalistes et hommes politiques, à multiplier les comparaisons entre notre époque et les années '30. Il y a peu paraissait dans le journal Le Monde un article d'André Fontaine, historien renommé et ancien directeur du quotidien français, intitulé «L'ombre des années trente». Cet article débutait en ces termes:
«Chômage, misère, corruption, poussée de l'extrême droite en Autriche, sondages et élections partielles montrant le discrédit où sont tombées chez nous classe politique et institutions: ÐL'Europe de cette fin de siècle, disait il y a quelques jours une personnalité allemande de passage, commence à ressembler aux années 30.ð En un certain sens c'est vrai mais tout de même, que de différences!»1
C'est sur cette question des différences et similitudes entre les phases récessives que le système capitaliste a connues jusqu'à aujourd'hui - crise de la fin du 19e siècle, des années '30 et récession contemporaine - que s'ouvre le dossier thématique. Au-delà des nombreuses dissemblances qu'il relève, Pierre Dockès considère qu'une caractéristique commune doit être mise en avant pour comprendre les phases récessives mentionnées ci-dessus: il s'agit de crises de mutation, c'est-à-dire de périodes durant lesquelles «l'ancien ordre productif est déstructuré alors qu'un nouvel ordre productif s'ébauche.» Il souligne par exemple que la crise des années '30 ne peut être pleinement comprise si l'on ne tient pas compte du fait qu'elle constitue le creuset dans lequel les caractères majeurs de la phase de croissance des Trente Glorieuses - production et consommation de masse; rapport salarial fordiste - se sont forgés. Cette approche, qui combine paradigmes théoriques et comparaisons historiques concrètes, amène P. Dockès à porter sur la crise économique actuelle une appréciation qui devrait donner à réfléchir, en particulier à celles et ceux qui occupent au sein des organisations du monde salarié des postes à responsabilités. De la phase récessive contemporaine est en train de naître un «Ðnéo-capitalismeð plus proche du paléo-capitalisme du XIXe siècle, que de ce capitalisme tempéré, fordiste et social-démocrate, qui avait émergé de la Grande Crise et de la Seconde Guerre mondiale.»
Si l'étude de la crise des années '30 peut éclairer certains enjeux cruciaux de la période contemporaine, elle permet également de mettre en évidence quelques spécificités de l'évolution économique helvétique durant ce qu'on a appelé par la suite la Grande Crise.
Dans sa contribution consacrée à l'Europe, Derek Aldcroft souligne en effet qu'il y a eu d'importantes différences dans l'évolution économique des pays du Vieux-Continent durant la crise des années '30. Si plusieurs pays, comme la Finlande ou la Grèce, ont connu une croissance substantielle entre 1929 et 1937, un second groupe, dont la Suisse, a été beaucoup plus sérieusement touché par la Grande Crise. Une question surgit aussitôt: pour quelles raisons la Confédération helvétique a-t-elle appartenu au second groupe? D. Aldcroft apporte un élément de réponse. Il relève qu'en fait, c'est dans l'ensemble des pays du Bloc-or, soit la Suisse, la France, la Belgique, l'Italie, les Pays-Bas et la Pologne, que la récession s'est montrée particulièrement profonde et tenace. Selon l'auteur, l'attachement de ces pays à l'étalon-or jusque vers 1935/36 et, partant, leur politique déflationniste vigoureuse, est en grande partie responsable de la stagnation économique durable. Pourquoi, dans ces conditions, ces pays se sont-ils accrochés à l'étalon-or? Barry Eichengreen, dans un récent ouvrage de synthèse sur la période de l'entre-deux-guerres, souligne la nécessité de mettre l'accent sur les rapports de force politico-économiques pour expliquer les différentes politiques économiques suivies en Europe: «[...] different decisions across countries reflected differences in the balance of political power, between creditors who benefited from deflation and debtors who suffered, or between producers of internationally traded goods who benefited from devaluation and producers of domestic goods who were likely to be hurt.»2
Or, si pour la France, la Belgique ou les Pays-Bas, pour ne parler que des pays du Bloc-or, des recherches nombreuses et fouillées analysent et discutent cette problématique, il n'en va pas de même pour la Suisse. Rares sont les chercheurs qui se sont intéressés à l'histoire économique, et plus rares encore ceux qui se sont préoccupés de l'histoire de la politique économique de cette période. Pourtant, il y a plus de dix ans, Gérald Arlettaz avait lancé le débat en affirmant que la politique menée à l'époque par les autorités fédérales avait consacré «[...] le primat de la position financière de la Suisse dans le monde sur toute autre considération liée à l'évolution de la conjoncture intérieure.»3 Mais son article n'a guère suscité d'émules. C'est pourquoi, il nous a semblé utile de consacrer une large part de ce numéro thématique de Traverse au cas helvétique. Si, sur certains thèmes, en particulier la politique financière et monétaire de la Confédération, nous n'avons pas été en mesure, à notre grand regret, de susciter de nouvelles recherches, les cinq articles consacrés exclusivement à la Suisse qui figurent dans ce volume permettent de dégager certaines conclusions intéressantes.
Ainsi, Heiner Ritzmann-Blickenstorfer met en évidence l'évolution conjoncturelle divergente des secteurs d'exportation et des secteurs tournés vers le marché intérieur. Si les premiers ont été touchés par la récession économique internationale dès 1929/30, ce n'est qu'en 1932/33 que les seconds sont entrés à leur tour dans une phase récessive. La crise en Suisse a été moins intense que dans d'autres pays européens, mais elle s'est prolongée plus longtemps.
L'historien zurichois aboutit à une autre conclusion, plus surprenante à première vue. Il semblerait que, durant les années '30, les différences cantonales aient eu tendance à s'amenuiser, les cantons à prédominance rurale, et donc les plus pauvres, semblant mieux résister à la crise que les cantons industriels. Cette conclusion, et il le souligne bien, ne saurait cependant s'appliquer au domaine des inégalités sociales.
La nécessité de replacer la récession des années '30 dans une périodisation plus large apparaît également aux détours des articles. Ainsi, Beatrice Schumacher qualifie la période 1914-1950 de «période noire» du tourisme, tandis qu'Andrea Rosenbusch montre que pour l'entreprise chimique Geigy, c'est l'ensemble de l'entre-deux-guerres qui peut être caractérisé de phase difficile. Dans les deux cas, le marasme a suscité ou accéléré d'importants changements, en particulier sur le plan organisationnel. Dans la firme bâloise, on assiste à la rationalisation administrative, ainsi qu'à la systématisation de la recherche. Les milieux du tourisme, dont les difficultés latentes s'aggravent considérablement à partir de 1930, ont cherché quant à eux leur salut dans la création d'une organisation professionnelle faîtière, mieux à même de défendre leurs intérêts auprès des sphères étatiques. Cette organisation a par ailleurs été le vecteur d'un certain renouvellement des pratiques à l'égard du phénomène «tourisme».
La récession a également engendré de nouveaux rapports de la Suisse avec et vis-à-vis de l'étranger. La dépression économique mondiale qui a débuté à la fin des années '20 s'est notamment caractérisée par l'effondrement du commerce mondial, sanctionné et aggravé par les politiques protectionnistes mises en place dès 1931 un peu partout dans les pays industrialisés. Dès lors, la Suisse a été amenée à rechercher de nouveaux marchés, ainsi que le montre Peter Marbet pour le Brésil. Cependant, cet intérêt helvétique pour l'Amérique latine allait au-delà de la recherche de nouveaux débouchés et s'explique également par l'importance des capitaux placés dans la région. En effet, ces placements financiers se trouvaient menacés durant les années '30 par le nationalisme économique de pays tels que le Brésil ou l'Argentine. D'où la nécessité de parvenir à des accords commerciaux et financiers avec ces gouvernements.4
A relever que la crise économique a également fortement renforcé les tendances nationalistes en Suisse. B. Schumacher montre par exemple que la chute du tourisme en provenance de l'étranger, en particulier d'Allemagne, durant les années '30, a incité les milieux concernés à promouvoir les stations helvétiques auprès des Suisses, soit en recourant à l'arsenal déjà constitué des valeurs nationales mythiques et musclées, soit en essayant d'y ajouter quelques fleurons.
Présentée comme une «industrie nationale», l'horlogerie est restructurée durant cette période, après avoir été particulièrement frappée par la crise. Marc Perrenoud évoque le rôle qu'a joué l'intervention de l'État dans cette réorganisation supervisée par des banques, des industriels et des magistrats.
Les lecteurs ne manqueront pas de remarquer l'absence d'articles sur le chômage, pourtant une manifestation essentielle de la Grande Crise. L'explication en est simple: il y a une année, traverse a consacré au problème du chômage un dossier thématique complet, dont l'une des contributions portait précisément sur les années '30.5
Vu l'actualité du thème, nous espérons que ce numéro de traverse ne constituera pas une fin en soi et suscitera de nouvelles recherches.
Thomas David, Sébastien Guex, Marc Perrenoud
Notes
1 Le Monde, 30 octobre 1996, 1. Voir également le dernier numéro de la revue Vingtième Siècle (octobre-décembre 1996), consacré aux crises économiques du 20e siècle, en particulier la contribution de J.-C. Asselain.
2 Barry Eichengreen, Golden Fetters. The Gold Standard and the Great Depression,
1919-1939, New York 1992, 23.
3 Gérald Arlettaz, «Crise et déflation. Le primat des intérêts financiers en Suisse au début des années 1930», Relations internationales 30 (1982), 163.
4 C'est en particulier le cas de l'Argentine: Antonio Sommavilla, «L'accord commercial et financier de 1934 entre la Suisse et l'Argentine», in Bouda Etemad et Thomas David (éds), La Suisse sur la ligne bleue de l'Outre-mer (Les Annuelles No 5), Lausanne 1994, 95-103.
De manière plus générale, on pourra consulter sur ces accords commerciaux et financiers les volumes 11 et 12 des Documents Diplomatiques suisses.
5 Bernard Degen, «Arbeitsbeschaffung, sozialer Frieden und Denkmalpflege. Der Basler Arbeitsrappen (1936-1984)», Traverse 2 (1996), 63-83. A ce sujet, nous renvoyons aussi à Marc Perrenoud, «Entre la charité et la révolution. Les Comités de chômeurs face aux politiques de lutte contre le chômage dans le canton de Neuchâtel lors de la crise des années 1930», in Jean Batou, Mauro Cerutti et Charles Heimberg (éds), Pour une histoire des gens sans Histoire. Ouvriers, excluEs et rebelles en Suisse 19e-20e siècles, Lausanne 1995, 105-111.
Die zweisprachige Zeitschrift versteht sich als Forum der Geschichtsforschenden in der Schweiz mit einem Horizont, der über Landes- und Fachgrenzen hinausreicht. «Traverse» ist sowohl eine historische Fachzeitschrift als auch ein Organ, das einem interessierten Publikum Einblick in aktuelle historische Forschung gibt und deren Beitrag zu gesellschaftlich relevanten Fragen diskutiert. Zudem versteht sich die Zeitschrift als Publikationsorgan für jüngere Forschende.
Cette revue bilingue se définit comme un forum pour les historiennes et historiens suisses et s’efforce de dépasser les frontières nationales et entre les disciplines. «Traverse» est non seulement une revue d’histoire mais aussi un organe qui offre à tout public intéressé une entrée dans la recherche historique récente et apporte sa contribution à des débats de société. La revue favorise en particulier la publication de jeunes chercheuses et chercheurs.
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