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Russen in Liechtenstein

Flucht und Internierung der Wehrmacht-Armee Holmstons 1945–1948

Gebunden
1996. 370 Seiten, 80 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-905311-73-0
CHF 78.00 / EUR 46.00 
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Der Rest einer nationalrussischen Armee, Teil der hitlerdeutschen Wehrmacht, flüchtet 1945 bei Kriegsende nach Liechtenstein. Ein Tauziehen um die rund 500 internierten Russen beginnt. Wohin mit ihnen? In schweizerische Internierung? Zu den Westalliierten? Auslieferung an Stalin, dessen Kommissare in Vaduz erscheinen? Emigration nach Übersee? Exemplarisch spiegelt sich in der kleinen Truppe und Episode Zeitgeschichte von europäischer Dimension: Russische Revolution, Kollaboration russischer Emigranten, Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter mit Hitler gegen Stalin, Zusammenbruch, Internierung, Repatriierungspolitik der Sowjetunion, der Westalliierten, der Schweiz und Liechtensteins, Schicksale der repatriierten Russen, Heimkehrverweigerung, weitere Emigration und heutige Lebenszeichen aus Amerika und Russland. Aus anonymen Massen und Zahlen treten Menschen mit Namen und Gesichtern hervor.
Chronologie, Hintergründe, moderner Mythos der Holmston-Armee. Film-Werkstattbericht. Rückwandererliste der Internierten. Russisches Tagebuch des Internierten Georgij Simon von 1945.
Summary in Russisch, Englisch, Französisch, Spanisch.


PD Dr. Peter Geiger, geb. 1942, wohnhaft in Schaan, Forscher am Liechtenstein-Institut seit 1987 (Geschichte der 1930er Jahre, Zweiter Weltkrieg), bis 2008 Dozent an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen, Privatdozent an der Universität Fribourg, 2001-2006 Präsident der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, ab 2010 Co-Vorsitzender der Liechtensteinisch-Tschechischen Historikerkommission.


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Besprechungen

Hinweise

Eine humanitäre Aktion Liechtensteins

Das Land Liechtenstein ist wie die Schweiz von den verheerenden Auswirkungen
des Zweiten Weltkrieges weitgehend verschont geblieben. Wenige Tage vor
Kriegsende wurde das Fürstentum allerdings noch von einem Wellenschlag
getroffen, der dort noch heute lebhafte Erinnerungen weckt. Als die
französische Armee dem Bodensee entlang vorstiess, darauf Vorarlberg
besetzte und die deutschen Truppen über den Arlberg trieb, wich ein aus
Russen zusammengesetzter Truppenteil der Deutschen Wehrmacht in der Nacht
vom 2. auf den 3. Mai 1945 ins neutrale Fürstentum Liechtenstein aus. Es
handelte sich um die Reste der von Generalmajor Arthur Holmston
kommandierten «I. Russischen National-Armee der Deutschen Wehrmacht»,
insgesamt noch 494 Personen stark. Die Russen wurden entwaffnet und
interniert; sie genossen - wie Holmston im September 1947 bei der Ausreise
dankbar betonte - zweieinhalb Jahre lang die Gastfreundschaft des
liechtensteinischen Volkes. Ernsthafte Schwierigkeiten ergaben sich nicht;
viele Russen arbeiteten in der Landwirtschaft oder stellten Kinderspielzeug
her. Später wanderten fast alle nach Argentinien aus.
In einem gut dokumentierten, mit Namenlisten und Bildern bereicherten
grossformatigen Werk haben Peter Geiger und Manfred Schlapp diese
Internierungsaktion im damals nur 12 000 Einwohner zählenden, in
wirtschaftlich bedrängten Verhältnissen lebenden Kleinstaat in allen
Einzelheiten festgehalten; sogar Zusammenfassungen in Russisch, Englisch,
Französisch und Spanisch fehlen nicht. Es handelt sich hier, wie man wohl
festhalten darf, nicht um belastende «Schatten des Zweiten Weltkrieges»,
sondern um eine humanitäre Aktion, die General Holmston später in einem
offenen Brief mit überschwänglichen Dankesworten pries.

Walter Diggelmann

Peter Geiger/Manfred Schlapp: Russen in Liechtenstein. Flucht und
Internierung der Wehrmacht-Armee Molmstons 1945-1948. Schalun-Verlag, Vaduz
/ Chronos-Verlag, Zürich 1996. 370 S.

Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der NZZ.
Neue Zürcher Zeitung POLITISCHE BÜCHER 29.05.1997 Nr. 121 48