Kellers fünf «Züricher Novellen» spielen in vielfältiger Weise in der lokalen Geschichte. Das Buch zeigt, dass sich das Lesen dieser Novellen lohnt, dass sich in ihnen Zartes, Humoristisches und Abgründiges findet und dass sie einen dichterisch gestalteten Einblick in die Geschichte vermitteln.
«Hadlaub» schildert, wie der Minnedichter Johannes Hadlaub (um 1300) im Auftrag der Familie Manesse die «Manessische Liederhandschrift» verfasst und schliesslich die adelige Tochter Fides zur Frau gewinnt. Im «Narr von Manegg» (um 1400) erlebt man den Niedergang der Familie Manesse mitsamt ihrer Burg Manegg und die Rettung der «Manessischen Liederhandschrift. «Ursula» beschreibt, wie sich in den Wirren der Reformationszeit ein junger Mann und eine junge Frau zunächst auseinanderleben und dann doch zusammenfinden. Der «Landvogt von Greifensee» Salomon Landolt (1741–1818) sucht fünfmal bei zürcherischen Frauen vergeblich sein Eheglück, verbessert daneben als tüchtiger Militär das Zürcher Wehrwesen und fällt salomonische Urteile. Im «Fähnlein der sieben Aufrechten» erleben aufrechte Patrioten das Schützenfest in Aarau von 1849 und verhelfen unbeabsichtigt einem jungen Paar zu seinem Glück.