«Wir machen einen grossen Schritt ins Leben»

Die aus dem Ghetto Theresienstadt Befreiten in der Schweiz: Lebenswege und Erinnerungen

 

Gebunden
2025. 392 Seiten, 83 Abbildungen s/w., 64 Farbabbildungen
ISBN 978-3-0340-1797-8
CHF 48.00 / EUR 48.00 
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Am 7. Februar 1945, kurz vor der Kapitulation Deutschlands, erreichte ein Rettungstransport mit 1200 Jüdinnen und Juden aus dem Ghetto Theresienstadt St. Gallen. Angestossen hatte die Befreiungsaktion 1944 das Schweizer Ehepaar Recha und Yitzchok Sternbuch, das die Unterstützung von Jean-Marie Musy fand. Der katholisch-konservative Altbundesrat trat mit dem Reichsführer SS Heinrich Himmler, den er persönlich kannte, in Verhandlungen ein. Himmler versprach sich einen Reputationsgewinn NS-Deutschlands bei den Westalliierten und veranlasste die Zusammenstellung des Transports.
Wer waren die Menschen, die durch diese Aktion in die Schweiz gelangten? Wie erlebten sie die Auswahl für den Transport und ihren Aufenthalt in der Schweiz? Wohin migrierten sie nach Kriegsende weiter? Welchen Platz nimmt die Befreiungsaktion in ihren Erinnerungen ein? Einem biografischen Ansatz folgend, wird die Geschichte dieser Rettungsaktion erstmals mit einem Fokus auf die Befreiten erzählt. Ihre Perspektiven werden anhand von Tagebüchern, Memoiren, Briefwechseln, Postkarten, Zeitzeug:inneninterviews und Poesiealben analysiert.
Ergänzt wird die Studie durch systematische soziodemografische Informationen zu den Befreiten, die aus Flüchtlingsakten des Schweizerischen Bundesarchivs gewonnen werden, sowie durch die Perspektiven der Schweizer Behörden, von Häftlingen im Ghetto Theresienstadt, die sich gegen eine Teilnahme am Transport entschieden, und von Schweizer:innen, die mit den Befreiten in Kontakt kamen.


Artikel
  • Die Befreiung der 1200 Häftlinge aus dem Ghetto Theresienstadt im Kontext der schweizerischen Flüchtlingspolitik
    S. 19–54
  • Zusammenstellung, Organisation und Verlauf des Transports
    S. 55–94
  • Ankunft in der Schweiz
    S. 95–130
  • Unterbringung in Quarantäne- und Auffanglagern
    S. 131–150
  • Nachkriegsmigration: Heimkehren, weiterreisen, bleiben?
    S. 151–186
  • Erinnerung an die Befreiungsaktion und Rezeption
    S. 187–214
  • Edith Freund Kramer: «Ärztliche Hilfe war kaum möglich, aber man konnte ihnen psychisch beistehen […]». Lebenssinn und Lebenswege einer jüdischen Ärztin
    S. 217–240
  • Camilla Hirsch: «Nur gesund muss man bleiben, und das ist Glücksache.» Gesundheit und Krankheit im Ghetto Theresienstadt und in der Schweiz
    S. 241–264
  • Joachim Bagainski und Robert Narewczewitz: «I felt really good being with a man in uniform and being allowed to be photographed with him». Fotografische Darstellungen aus dem Schulhaus Hadwig und Erinnerungen der Kinder an den Aufenthalt in der Schweiz
    S. 265–290
  • Carolina Josephus Jitta, Debora Frenkel und Herman Emile Frenkel: «Weil ich nach deutscher Auffassung jüdischer Abstammung bin.» Jüdisch? Protestantisch? Konfessionslos? Religiöse Identitäten und religiöse Praxis niederländischer Häftlinge aus dem Ghett
    S. 291–318
  • Helena Kovanicová und Petr Fiala: «[N]o longer in immediate deadly danger, but […] still not free.» Fragmente der Freiheit in den Erinnerungen von zwei Holocaustüberlebenden aus der Tschechoslowakei
    S. 319–348
  • Gerda Schild Haas: «What am I doing now to […] justify my saving?» Umgang mit den Verfolgungs- und Befreiungserfahrungen im «Leben nach dem Überleben»
    S. 349–374

Pressestimmen

«Darin schildern Helen Kaufmann, Thomas Metzger und sechs weitere Autorinnen aus der Schweiz, aus Tschechien und Österreich die aussergewöhnliche, bisher kaum beachtete Rettungsaktion vor achtzig Jahren und ihre Hintergründe. Grundlage für den Haupttext sowie für die biografischen Fallstudien im zweiten Teil bildeten Tagebücher, Briefe oder Zeitzeugen-Interviews.»

Rolf App, St. Galler Tagblatt, 01.02.2025