Versorgt, ausgewiesen, in den Tod geschickt

Das Leben des jüdischen Elsässers Gaston Dreher (1907–1944)

Gebunden
2022. 217 Seiten, 47 Abbildungen farbig und sw.
ISBN 978-3-0340-1679-7
CHF 38.00 / EUR 38.00 
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Basel, Oktober 1943. Gaston Dreher, ein Franzose, der in Basel aufgewachsen ist, flüchtet in die Schweiz und stellt in der Stadt, die er als seine Heimat betrachtet, einen Asylantrag. Als Jude ist er im besetzten Frankreich in Lebensgefahr. Doch weder die Basler noch die eidgenössischen Behörden sind bereit, dem Gefährdeten Schutz zu gewähren. Seine Vergangenheit wird ihm zum Verhängnis: Am 2. Dezember 1943 wird er bei Genf über die Grenze geschafft und im April 1944 in Auschwitz ermordet.
Antonia Schmidlin und Hermann Wichers erzählen eine eindrückliche Lebensgeschichte aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vielfältige Quellen, unter anderem Vormundschaftsakten, Kranken­akten, psychiat­rische Gutachten und Gerichtsakten aus schweizerischen, französischen und deutschen ­Archiven, gewähren einen detaillierten, oftmals berührenden Einblick in ein Leben, in dem die euro­päische Geschichte greifbar wird. Seit 2021 erinnert ein Stolper­stein in Basel an Gaston Dreher.


Antonia Schmidlin, Dr. phil., Historikerin und Gymnasiallehrerin. Lehrerin für Geschichte und Italienisch am Gymnasium Liestal. Autorin von Lehrmitteln. Verschiedene Publikationen zur Geschichte der Schweiz im Zweiten Weltkrieg, zur Geschlechtergeschichte und der Geschichte Basels.


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Dr. phil., Archivar und Historiker, Leiter Benutzung am Staatsarchiv Basel-Stadt, Lehraufträge an der Universität Basel. Publikationen zum Exil in der Schweiz und zur Regionalgeschichte.


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Besprechungen

«Antonia Schmidlin und Hermann Wichers ist es mit diesem Buch gelungen, Gaston Drehers schwierige Lebensgeschichte zu rekonstruieren. Im 20. Jahrhundert wurde zunehmend versucht, Jugendliche durch fürsorgerische Massnahmen «nachzuerziehen» und in die Gesellschaft einzugliedern. Nachdem Gaston Dreher jedoch erneut straffällig wurde, verschärften sich die behördlichen Massnahmen gegen ihn stetig und mündeten im Landesverweis. Die Deutlichkeit, mit der die Behörden nach Drehers Flucht vor der nationalsozialistischen Verfolgung in die Schweiz entschieden, dass nur angepasste jüdische Personen das Leben verdienten, zeigt, wie die Eidgenössische Fremdenpolizei jüdische Menschen aufgrund von moralischen Urteilen willkürlich in den Tod schickte.»

Barbara Häne, Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, 74/1 (2024)

«[…] Die Geschichte des schwererziehbaren Jugendlichen und Straftäters und der Schweizer sowie der französischen Erziehungs-,Gesundheits-, und Strafanstalten verschränkt sich nun mitderjenigen der systematischen Judenverfolgung und -vernichtung in Europa und der Schweizer Flüchtlingspolitik im ZweitenWeltkrieg. […] Der Autor und die Autorin verstehen es, der von Schicksalsschlägen durchzogenen Lebensgeschichte Drehers mithilfe didaktischer und stilistischer Mittel immer wieder Spannung und Verbundenheit zu verleihen, ohne dabei die chronologische Stringenz zuvernachlässigen.»

Catrina Langenegger, FRANCIA recensio, 2023/4

«Mit der Aufarbeitung der Tragödie des Baslers Gaston Dreher haben die beiden Autoren Antonia Schmidlin und Hermann Wichers ein Werk mit durchaus aktuellem Bezug geschaffen.»

Ulrich Tromm, Badische Zeitung, 20. Dezember 2022

«Das kurze Leben von Gaston Dreher vermittelt uns dank der minutiösen Spurensuche der Autoren ein eindrückliches Bild des staatlichen Handelns und seiner Akteure, die Gaston Dreher in Begutachtung seines Lebenswandels dem sichern Tod ausliefern. In der Rückblende ist Gaston Drehers Lebenslauf ein ergreifendes Exempel dafür, wie wenig menschliches Ermessen damals galt, wenn es darum ging, die Paragrafen von Recht und Ordnung durchzusetzen. An Gaston Drehers letzter Wohnadresse in Basel erinnert auch ein Stolperstein an dieses Leben.»

Gabriel Heim, Tachles, 21.10.22

«[Das Buch] gibt einen detaillierten Einblick über den Umgang mit delinquenten Jugendlichen in den Zwanziger- und Dreissigerjahren. Wobei Basel vielleicht nicht repräsentativ für die Schweiz war, sondern «progressiver». Zudem zeigt das Buch – hautnah – Details zur lange verdrängten schweizerischen Flüchtlingspolitik während des Zweiten Weltkrieges.»

Heiner Hug, Journal 21, 9/2022