Seit den 1990er-Jahren treten vermehrt Darsteller auf den Bühnen des professionellen Theaters auf, die den Kriterien für Berufsschauspieler eigentlich nicht entsprechen. Unter welchen Bedingungen tauchen diese Darsteller ohne Schauspielschuldiplom in der Theaterlandschaft auf? Der Bogen reicht vom Spiel mit Authentizität über die Teilhabe marginalisierter Gruppen bis hin zu den «Freaks» bei Christoph Schlingensief; von Rimini Protokoll, den Experten des Alltags, bis hin zu Bürgerbühnen, die das Theater mit Laien institutionalisierten.
In den Fokus rücken auch andere Formen der Theaterpraxis, die in einem spannungsreichen Kontrast zum «Expertentheater» stehen: das lebendige Amateurtheater der Schweiz und Theater von und mit behinderten Darstellern. Während im Freilichttheater oft Profis mit Laien zusammenarbeiten und sich Mischformen von professionellem und Amateurtheater herausbilden, stehen im Theater mit Behinderten nicht nur ästhetische Normen, sondern auch dem Schauspieldiskurs eingeschriebene Körper- und Menschenbilder auf dem Prüfstand.
Die Studie beleuchtet die nicht professionellen Darsteller als Schnittstelle einer wechselseitigen Annäherung von Alltagstheater und Theaterkunst im Hinblick auf die gegenseitige Durchdringung wie auf die Eigenheiten verschiedener Theaterpraxen.
Das ITW Bern begreift sich als Partner der in der Fédération internationale de la recherche théâtrale und in der Gesellschaft für Theaterwissenschaft e. V. vereinigten theaterwissenschaftlichen Institute. Folgerichtig werden in der Reihe auch Ergebnisse aus Lehre und Forschung auch anderer Institute präsentiert: Textsammlungen zum Studium der Theaterwissenschaft, Kongressmaterialien, Lizentiatsarbeiten zur Fachgeschichte, zur Theaterpraxis oder zur Methodendiskussion. Ebenso ist an Erstausgaben von Stücken oder an wichtige Übersetzungen gedacht, die Eingang in den theaterwissenschaftlichen Diskurs finden sollen.
«‹Ausweitung der Spielzone›, so der Titel des theoretisch hervorragend differenzierten und zugleich mit vielen Beispielen und Porträts überzeugend anschaulichen Buches der in Bern und Zürich arbeitenden Theater- und Tanzwissenschaftlerin Yvonne Schmidt. [...] Yvonne Schmidt belegt eindrücklich das ‹breite Spektrum› der Schauspielerinnen und Schauspieler mit Beeinträchtigungen im Gegenwartstheater.»