«Das neue Buch von Martin Müller enthält in alphabetischer Folge über 150 biografische Porträts von Ausländern, die zwischen 1830 und 1914 in Zürich gelebt und gewirkt haben. Die überwiegende Zahl dieser Ausländer waren Deutsche. Viele kamen als politische Flüchtlinge um 1830 und 1848 in die liberale Schweiz, wo sie in der Regel wohlwollende Aufnahme fanden. Die meisten waren Akademiker und wurden an die 1833 und 1854 gegründeten Hochschulen, die Universität und die ETH, berufen. Einige dieser Zuwanderer sind einer breiten Öffentlichkeit bekannt, weil ihre Namen auf Strassenschildern ein prekäres Überleben fristeten: Georg Büchner, Carl Culmann, Gottfried Kinkel oder Richard Wagner. Eine weit grössere Zahl aber ist in Vergessenheit geraten, und es ist Martin Müllers Verdienst, ihr Leben und Schaffen ans Licht gehoben zu haben.
Der Autor verbindet in sich den Spürsinn des Historikers mit der Beharrlichkeit des Sammlers. In längst vergessenen Lebenserinnerungen, Nachrufen und Zeitungsartikeln findet er den Stoff zu seinen biografischen Miniaturen, die mit Kennerschaft und Humor formuliert sind.
[…] Müllers Buch lädt ein zu einem unterhaltsamen Rundgang durch eine Porträtgalerie, die manche Persönlichkeit in Erinnerung ruft, deren Wirken das geistige Leben Zürichs belebt und bereichert hat, ohne dass die Stadt ihre historisch gewachsene Eigenart eingebüsst hätte. Gerne würde man dieses schöne Buch jenen Mitbürgern schenken, die durch die Zuwanderung begabter Deutscher die schweizerische Eigenständigkeit gefährdet sehen. Aber man weiss nicht recht, ob diese Leute überhaupt Bücher lesen.»
Urs Bitterli, NZZ am Sonntag