Über Formen und Methoden des Denkens, Handelns und Gestaltens
Wege sind Gestaltungselemente unseres Lebens. Von Kindsbeinen an sind wir unterwegs: zur Schule, zur Arbeit, zu einem Treffen, zu Veranstaltungen. Selber gehen zu können ist eine entscheidende Etappe in der Entwicklung des Kleinkindes, seinen Weg zu finden die Aufgabe des Heranwachsenden, ihn erfolgreich zu Ende zu gehen der Wunsch von jedermann. Ob Menschen neue Wege bahnen oder sich auf ausgetretenen Pfaden bewegen, immer erhoffen sie sich Glück und Erfolg, und unablässig streben sie nach Erkenntnis, Gerechtigkeit, Schönheit ... Der Begriff des Wegs ist untrennbar verbunden mit der Vorstellung eines Ziels. Wege sollen uns irgendwohin führen. Sie sind, wie das dem Griechischen entlehnte Wort Methode bezeugt, Wege nach ..., Wege hin zu ... Erreicht man ein selber gestecktes oder vorgegebenes Ziel geradenwegs und fast mühelos, hat man einen Königsweg beschritten. Es braucht jedoch nur wenig, und man gleitet ab auf Irrwege, gerät auf einen Holzweg oder landet in einer Sackgasse. In einer schwer bestimmbaren Mitte zwischen Königsweg und Sackgasse liegt das Labyrinth. Nicht jeder, der sich hineinwagt, verliert sich, und doch finden etliche weder das Zentrum noch den Ausweg. Auf alle Fälle fordert uns das Labyrinth Geduld ab wie keine andere Wegform.
Philosophie und Theologie, Literatur-, Musik- und Sprachwissenschaft, Psychologie, Suchtforschung und Psychiatrie, Politologie und Wissenschaftsgeschichte: eine Vielfalt von Wegen, die der Mensch denkend, handelnd und gestaltend beschreitet, wird in diesem Buch von Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Forschungsrichtungen ausgelotet und auf ihre Bedeutung überprüft.
PHILOSOPHIE UND THEOLOGIE
Marco Baschera: Wege und Methoden. Gedankengänge zur Beziehung von Gehen und Denken
Jürg Berthold: «Wer denken will, muss sich fragen.» - Zu einem Königsweg der Philosophie
Markus Huppenbauer: Ethik und Rhetorik. Warum es einfacher ist, mit einem Cadillac durch New York zu fahren als wissenschaftliche Ethik zu betreiben
Jan Bauke-Rüegg: Die Wissenschaftsgläubigkeit der Theologie. Heilspfad oder Holzweg?
SPRACHE UND LITERATUR
Karin Stüber: Die Entzifferung des Hethitischen: Irrwege und Durchbruch
Beatrice Wehrli: Von Königswegen und Königinnen: Ingeborg Bachmann und Elfriede Jelinek
Maya Schärer-Nussberger: Königsweg und Labyrinth: Natur versus Zivilisation im südamerikanischen Roman
Kurt Schärer: Textlabyrinthe des französischen Romanciers Julien Gracq
WISSENSCHAFT UND KRITIK
Sebastian Bott: «Tells Bogen, Goethes Nase, Messmers Wanne» - Scharlatanerie und Wissenschaft in Zürich um 1800
Guerino Mazzola: Das Labyrinth der Schizophrenie, die Musik und das digitale Zeitalter
Daniel Strassberg: «E pluribus unum»: Über die verborgene Theologie der Psychoanalyse
Stefanie Stadler Elmer: «Wo man singt, da lass dich ruhig nieder ...» - Erziehung und Verführung durch Lieder
Albert A. Stahel: Kriegführung der USA: eine politische Sackgasse?
Martin Sieber: Wege und Irrwege der Alkoholismusforschung