Szenen einer Theaterehe
tlm. Nach Max Ophüls ist das Geheimnis einer guten Ehe, dass einer Serienaufführung immer wieder Premierenstimmung gegeben wird. Die Städte Biel und Solothurn, die seit 1927 gemeinsam Theater und Musiktheater machen, halten diese Maxime hoch. Mithin können die Theaterwissenschafterinnen Simone Gojan und Elke Krafka in der von ihnen edierten Studie fast acht Dekaden bewegter Geschichte und bewegender Geschichten dokumentieren. Elf Autorinnen und Autoren widmen sich in stilistisch einheitlichen Texten vor allem diversen Direktions-Ären und berichten von Begegnungen mit Protagonisten der Szene. So ist en détail zu verfolgen, welche personellen, programmlichen, finanziellen und organisatorischen Fragen die Theaterehe strapazierten. Da gab es Streit um den progressiven Direktor Hanspeter Blumer, da waren Anspruch der Bühnenleute und Zuspruch des Publikums, ferner Traditionsbewusstsein und Risikofreude der Städte stets auszutarieren. Kunstvolle Fotos zieren die facettenreiche Darstellung einer Kantone und Sprachen verbindenden Talentschmiede, in der zum Beispiel Maria Schell debütierte.
Simone Gojan und Elke Krafka (Hg.): Theater Biel Solothurn - Théâtre Bienne Soleure. Geschichte und Geschichten des kleinsten Stadttheaters der Schweiz. Chronos-Verlag, Zürich 2004. 526 S., 100 Abb., Fr. 42.-.
Publiziert mit freundlicher Genehmigung der Neuen Zürcher Zeitung.
Neue Zürcher Zeitung FEUILLETON Samstag, 11.06.2005 Nr.134 50
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