Ausgrenzung, Internierung, Deportation

Antisemitismus und Gewalt im späten italienischen Faschismus (1938–1945)

Broschur
2004. 268 Seiten
ISBN 978-3-0340-0641-5
CHF 44.00 / EUR 29.80 
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  • Einblick
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Im Herbst 1938 wandte sich das Mussolini-Regime mit einer Serie von Gesetzesdekreten gegen die Juden, die in der Folge systematisch aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ausgegrenzt wurden. Ein im faschistischen Italien seit Jahren latenter Antisemitismus wurde auf ein ebenfalls schon virulentes Rassenkonzept aufgepfropft.
Wie es dazu kam und welche Folgen dies konkret für die Betroffenen hatte, dokumentiert der Autor anhand von umfangreichem Archivmaterial. Er verfolgt zwei Perspektiven: jene des Staats- und Parteiapparats, der sich anschickte, seine Verfolgungsabsichten mit Hilfe eines immer ausgefeilteren Regelwerks umzusetzen, sowie jene der jüdischen Opfer, die sich mit den Massnahmen des Regimes zu arrangieren oder sich ihnen zu entziehen versuchten. Insbesondere nach der Besetzung des Landes im Herbst 1943 wurde dies immer schwieriger, weil das spätfaschistische Regime mit den nationalsozialistischen Besatzern kooperierte und jetzt auch die Juden in Italien von der deutschen Vernichtungsmaschinerie erfasst wurden.

Carlo Moos, Prof. Dr. phil., Habilitation 1987, ist seit 1997 Extraordinarius, seit 2005 Ordinarius für Neuere Allgemeine und Schweizer Geschichte an der Universität Zürich. Er ist Mitglied der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein ­ 2. Weltkrieg. Seine Forschungsschwerpunkte sind das Risorgimento, der italienische Faschismus sowie Themen der Schweizer Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.


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Inhalt

1.Teil Thema, Quellen, Literatur
1. Das Thema
2. Die Quellen
3. Ein Blick auf die Literatur
2. Teil Der italienische Faschismus als Gegner der Juden
4. Die italienische Rassenpolitik aus der Täterperspektive
4.1 Die institutionelle Ebene zum Zeitpunkt der rassenpolitischen Wende
Die «DemoRazza» und die Judenzählung («il censimento degli ebrei»)
Die Polizeigeneraldirektion gegenüber den ersten Schwierigkeiten bei der Umsetzung der antijüdischen Massnahmen
4.2 Die Phase der Ausgrenzung
Das Definitions- und Regelwerk der «DemoRazza»
Die «discriminazione»: eine positiv intendierte Form der Diskriminierung
Das Schicksal der ausländischen Juden bis zum Kriegseintritt Italiens am 10. Juni 1940
4.3 Die Phase der Internierung und Konzentrierung
Der gescheiterte Versuch der Zwangsarbeit für einheimische Juden
Die Lager für ausländische Juden und andere «Missliebige»
Die Juden in der italienischen Besatzungszone in Frankreich
Das Internierungsproblem vor und nach Mussolinis Sturz
4.4 Deportation und Vernichtung
4.5 Die Beziehungen zwischen Deutschen und Italienern in der Salò-Phase am Beispiel der Provinz Udine
5. Auswirkungen der italienischen Rassenpolitik auf die Betroffenen
5.1 Vorbemerkung
5.2 Ausgrenzung in der Erinnerung von Zeitzeugen
5.3 Internierung, Konzentrierung und Segregation
5.4 Deportation und Ermordung
6. Die Innensicht der faschistischen Rassenpolitik
3. Teil Aussenperspektiven des italienischen Faschismus
7. Das Fallbeispiel der italienisch-deutschen Polizeibeziehungen
8. Zur Vergleichbarkeit von Faschismus und Nationalsozialismus
8.1 Victor Klemperer und der italienische Faschismus
8.2 Ideologische Grundlagen und ihre Umsetzung
8.3 Abgrenzung und Ausgrenzung
8.4 Ein breites Spektrum von Verhaltensweisen
9. Schlussfolgerungen: mehr Fragen als Antworten
9.1 Die Bedeutung von Rassismus und Antisemitismus im italienischen Faschismus
9.2 Nationalsozialismus und Faschismus: Ähnliche Entwicklungsstufen und unterschiedliche Ausprägungen


Pressestimmen

«Das faschistische Regime hat aktiver zu dem Massenmord beigetragen als andere Staaten im Einflussbereich des Nationalsozialismus, mehr selbst als das Vichy-Regime. In jedem Fall waren es ‹mehr als Handlangerdienste›. Dies schonungslos dargelegt zu haben ist das grosse Verdienst des wichtigen Buches von Carlo Moos.» Wolfgang Schieder, Frankfurter Allgemeine Zeitung