Die Schweiz und die deutschen Lösegelderpressungen in den besetzten Niederlanden

Vermögensentziehung, Freikauf, Austausch 1940–1945. Beitrag zur Forschung

Unveränderte Ausgabe des publizierten Beihefts zum Flüchtlingsbericht von 1999

Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg – Commission Indépendante d'Experts Suisse – Seconde Guerre Mondiale, Band 24
Broschur
2001. 258 Seiten
ISBN 978-3-0340-0624-8
CHF 38.00 / EUR 34.00 
E-Book (pdf)
2021. 258 Seiten
ISBN 978-3-0340-5624-3
CHF 5.00 / EUR 5.00 
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Ein wenig bekanntes, aber um so brisanteres Phänomen des Zweiten Weltkrieges sind die Lösegeldgeschäfte der deutschen Besatzungsbehörden im «Reichskommissariat Niederlande» zwischen 1940 und 1945. Die deutschen Behörden drängten Juden, die als letzte Rettungsmöglichkeit eine Ausreisebewilligung erhalten wollten, ihnen Devisen und andere Vermögenswerte abzuliefern. Dies geschah oft unter Einschaltung von schweizerischen Vermittlern, Privatpersonen, Rechtsanwälten oder Banken. In diesem Beitrag werden die Positionen der drei wesentlichen Akteure der deutschen Lösegelderpressungen - des Deutschen Reichs und der Besatzungsverwaltung in den Niederlanden, der Schweiz sowie der alliierten Mächte Grossbritannien und USA - dargelegt.


Bettina Zeugin, Historikerin, lic. phil. hist., geboren 1968 in Basel. Studium der Geschichte, Kunstwissenschaft und Philosophie an der Universität Basel. 1996 Lizentiatsarbeit über den Zionismus-Revisionismus in der Schweiz zwischen 1925 und 1935. Danach Tätigkeiten im Karikaturen & Cartoon Museum in Basel und im Museum für Kommunikation in Bern. Nachdiplomstudium an der Universität Basel in Kulturmanagement. Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz - Zweiter Weltkrieg (Koautorin des Beiheftes zum Flüchtlings-Zwischenbericht: Lösegelderpressungen), Mitglied der wissenschaftlichen Projektleitung, Mitglied der Redaktionsgruppe Schlussbericht. Publikationen: «Die Universitätsbibliothek Basel». In: Architekturmuseum Basel, Otto Senn (Hg.): «Raum als Form» (Basel 1990); «Drei Tage in Basel»; «Die Anfänge des Zionismus in Basel und der Schweiz: 1897–1918»; «Die 22 Zionistenkongresse bis zur Staatsgründung Israels»; «Strömungen im Zionismus». Alle in: Heiko Haumann (Hg.) «Der Erste Zionistenkongress von 1897 – Ursachen, Bedeutung, Aktualität» (Basel 1997); «Utopie und Wirklichkeit: Michael Schabad und der Revisionismus in der Schweiz». In: Heiko Haumann (Hg.): «Der Traum von Israel. Ursprünge des modernen Zionismus» (Weinheim 1998); Verein Frauenstadtrundgang Basel (Hg.) (Mitherausgeberin) «Geschichten aus der Empore. Auf den Spuren jüdischer Frauen in Basel» (Basel 1999); IG Tanz Basel (Hg.) «Katja Wulff» (Basel 2001).


Bücher im Chronos Verlag

Zusammenfassung

Zwischen 1940 und 1945 erpressten die deutschen Behörden im «Reichskommissariat Niederlande» von Juden, die eine Ausreisebewilligung erhalten wollten, Devisen und andere Vermögenswerte. Dies geschah oft unter Einschaltung schweizerischer Personen und Banken. Die Kommission entschloss sich aus folgenden Gründen, die Thematik anhand des holländischen Fallbeispiels zu erforschen: Die Niederlande waren nach dem Generalgouvernement Polen dasjenige Besatzungsgebiet, in dem am häufigsten finanzielle Gegenleistungen für Ausreisen verlangt und bezahlt wurden. So konnten rund 400 Einzelfälle von Lösegelderpressungen in den Niederlanden mit einem Volumen von mindestens 35 Mio. geforderten Schweizer Franken dokumentiert werden. Im Unterschied zu Polen weist etwa die Hälfte dieser Fälle Verbindungen zur Schweiz auf, sei es durch Intermediäre, sei es durch die Einschaltung eidgenössischer Behörden oder schweizerischer Banken. Die Alliierten erhielten durch die Lösegelderpressungen in Holland Kenntnis von dieser Art Geschäft und sahen sich veranlasst, mit dem Mittel der schwarzen Liste gegen Schweizer Mittelspersonen, darunter auch Banken, vorzugehen.
In diesem Bericht werden die Positionen der drei wesentlichen Akteure der deutschen Lösegelderpressungen dargelegt: die Position des Deutschen Reichs und der Besatzungsverwaltung in den Niederlanden, die Position der Schweiz sowie diejenige der alliierten Mächte Grossbritannien und USA.
Die Bedeutung dieses Themas im Rahmen des Mandats ergibt sich aus folgenden Zusammenhängen: Für NS-Deutschland eröffnete die finanzielle Erpressung verfolgter Juden, die aus den besetzten Gebieten auswandern wollten, oder ihrer Verwandten und Bekannten im Ausland eine Möglichkeit, sich an jüdischen Guthaben inner- und ausserhalb des deutschen Machtbereichs zu bereichern. Die Deutschen waren an freien Devisen äusserst interessiert, weshalb Lösegeldverhandlungen ganz überwiegend auf der Basis des Schweizer Frankens geführt wurden. Für Verfolgte und Täter lag es daher nahe, von Vermittlungsdiensten Gebrauch zu machen, die Intermediäre aus der neutralen Schweiz anbieten konnten. Jedoch gelangten nur wenige der Freigekauften in die Schweiz. Der Finanzplatz war in den meisten Fällen lediglich Drehscheibe für die Aufbringung der geforderten Gelder.
Die Aussen- und die Flüchtlingspolitik der Schweiz befassten sich mit den deutschen Lösegelderpressungen nur indirekt. Als Schutzmacht für Deutschland, Grossbritannien und die Vereinigten Staaten vermittelte die Schweiz zwischen den Kriegsgegnern und wickelte den Zivilgefangenenaustausch ab. Dabei wurden im Machtbereich des Deutschen Reiches befindliche Staatsangehörige der Alliierten sowie Einwohner des britischen Mandatsgebietes Palästina gegen deutsche Staatsangehörige, die von den Alliierten interniert worden waren, ausgetauscht. In vielen Fällen handelte es sich bei diesen Austauschpersonen, die im Konzentrationslager Bergen-Belsen interniert worden waren, um Juden, die zuvor von den Deutschen zur Zahlung von Devisen gezwungen worden waren. Zwischen der Erpressung von Lösegeld und der Einbeziehung niederländischer Juden in den deutsch-alliierten Zivilgefangenenaustausch bestanden enge Beziehungen, die im Konzentrationslager Bergen-Belsen zusammenliefen.
Das Thema steht somit im Schnittpunkt zwischen Flüchtlingspolitik und Devisentransfer. Es ist auch deswegen brisant, weil in den beteiligten Staaten, seien es die Alliierten, seien es die Schweiz, ein Spannungsverhältnis zwischen humanitären und kriegswirtschaftlichen Zielsetzungen bestand, was nicht ohne Auswirkungen auf das Schicksal der Betroffenen blieb.
In der Untersuchung werden zunächst die Hintergründe der Lösegelderpressungen, das heisst die wirtschaftlichen Voraussetzungen der jüdischen Zwangsemigration aus dem Deutschen Reich sowie die aussenpolitischen Voraussetzungen der schweizerischen Schutzmachtfunktion behandelt. Danach wird die Situation in den Niederlanden mit den verschiedenen Etappen der Lösegelderpressungen vor dem Hintergrund von Judenverfolgung und Judenmord skizziert. In einem weiteren Kapitel werden der Kenntnisstand der Alliierten sowie ihre Politik der schwarzen Liste dargelegt. Anschliessend wird den Tätigkeiten der Schweizer Intermediäre - Privatpersonen, Rechtsanwälte, aber auch Banken - nachgegangen, und die Haltung der Schweiz wird im Hinblick auf neutralitätspolitische Implikationen, aber auch auf die Wahrnehmung der Vorgänge in den Niederlanden hin analysiert. Am Schluss steht ein knapper Ausblick auf die Nachkriegszeit.
Zusammenfassend lassen sich folgende Ergebnisse festhalten: Die grosse Zahl aktenkundiger Fälle von Lösegelderpressungen verweist auf den hohen Stellenwert von bezahlten Ausreisegenehmigungen für die Politik des «Dritten Reiches». In rund der Hälfte aller Fälle lassen sich Verbindungen zur Schweiz nachweisen. Es wurden jedoch nur wenige Freikäufe realisiert. Dies liegt in erster Linie daran, dass das NS-Regime der Vernichtung der Juden Vorrang vor deren «Verkauf» gab. Hinzu kam das harte Eingreifen der Alliierten mit Massnahmen des Wirtschaftskrieges. Schliesslich traten die Alliierten auch im Rahmen des Zivilgefangenenaustauschs in vielen Fällen nicht ohne Vorbehalte auf die deutschen Angebote ein, was das deutsche Interesse am Austausch verringerte.
Die schweizerischen Behörden befassten sich nur am Rande mit den Lösegelderpressungen. Als Schutzmacht nutzte die Schweiz in einigen Fällen ihren Handlungsspielraum und verhalf damit einzelnen Juden zur Flucht in Drittländer. Der Finanzplatz diente so lange als Drehscheibe für die Lösegelder, bis die alliierten Gegenmassnahmen griffen. Die Beweggründe der auf den verschiedenen Ebenen tätigen schweizerischen Intermediäre können jeweils nur im Einzelfall näher bestimmt werden. Sie schwankten zwischen den Extremen einer auf den eigenen Profit bedachten Kollaboration mit NS-Deutschland einerseits und dem humanitären Engagement andererseits.


Résumé

Entre 1940 et 1945, les autorités allemandes du «Commissariat du Reich pour les Pays-Bas» ont extorqué des devises et d'autres biens aux Juifs qui voulaient obtenir une autorisation d'émigrer. Ces chantages se font souvent par l'intermédiaire de personnes ou de banques suisses.
Après le Gouvernement général de Pologne, les Pays-Bas sont le territoire occupé où de telles opérations ont été les plus fréquentes. La trace de 400 cas d'extorsion de fonds aux Pays-Bas a pu être retrouvée pour un montant global d'au moins 35 millions de francs. A la différence de la Pologne, les filières remontent en Suisse dans un cas sur deux, par le biais d'intermédiaires privés, par l'entremise de fonctionnaires helvétiques ou de banques suisses. Les Alliés ont eu connaissance de ces extorsions de fonds en Hollande et des ressources qu'elles procuraient à l'ennemi. Ils ont décidé de sévir contre les intermédiaires privés et les banques en les portant sur leurs «Listes noires». La Commission a donc jugé opportun d'examiner cet aspect de plus près.
Le rapport situe les trois principaux pouvoirs concernés: le Troisième Reich et l'administration d'occupation des Pays-Bas; la Suisse; les puissances alliées, la Grande-Bretagne et les Etats-Unis.
L'importance du sujet dans le cadre du mandat de la Commission, apparaît à travers une série d'interactions. L'extorsion des Juifs qui cherchent à fuir les territoires occupés - et qui s'étend à leur famille ou à leurs amis à l'étranger - permet au régime nazi de s'enrichir aux dépens des Juifs qui vivent tant à l'intérieur qu'à l'extérieur de ces territoires. Les Allemands sont particulièrement avides de devises libres: la grande majorité des sommes négociées pour les rançons sont libellées en francs suisses. Les persécutés comme les persécuteurs ont eu ainsi besoin des services d'intermédiaires dans un pays neutre comme la Suisse, même si peu des personnes «rachetées» y ont réellement trouvé refuge. La place financière suisse n'a servi dans la plupart des cas que de plaque tournante pour le transfert des montants convenus.
La politique étrangère de la Suisse et celle qui fut menée envers les réfugiés ne sont affectées qu'indirectement par les demandes allemandes de rançons. Comme puissance protectrice de l'Allemagne, comme de la Grande-Bretagne et des Etats-Unis, la Suisse sert d'intermédiaire entre les belligérants et organise à ce titre, entre autres, l'échange de prisonniers civils. Sous ses auspices, des ressortissants alliés vivant dans la sphère d'influence du Troisième Reich et des habitants de Palestine (sous mandat britannique) sont échangés contre des citoyens allemands internés par les Alliés. Dans de nombreux cas, les personnes sujettes à ces échanges - internées alors au camp de concentration de Bergen-Belsen - étaient des Juifs auxquels les Allemands avaient auparavant extorqués des devises. Les pistes des rançons, comme celles de l'inclusion de Juifs néerlandais dans les échanges de prisonniers civils allemands contre alliés mènent toutes à Bergen-Belsen.
Le problème des rançons se situe donc à cheval entre la politique des réfugiés et les transferts de devises. Dans tous les Etats concernés, chez les Alliés comme en Suisse, les objectifs humanitaires et l'économie de guerre sont en opposition. Ceci n'est évidemment pas sans conséquences sur le sort des personnes concernées.
L'étude s'attache d'abord aux motifs des rançons, c'est-à-dire au cadre économique dans lequel ont lieu les expulsions forcées des Juifs du Reich ainsi qu'au contexte dans lequel la Suisse accomplit sa mission de puissance protectrice. Elle aborde ensuite la situation des Pays-Bas et les différentes étapes du processus de rançonnement, avec en toile de fond les persécutions des Juifs et leur massacre. Elle rend compte de la manière dont les Alliés perçoivent la situation. Le rôle des intermédiaires suisse - particuliers, avocats, mais aussi banques - est décrit afin d'analyser l'attitude de la Suisse, les implications de la neutralité mais aussi la perception de la situation aux Pays-Bas. Un bref aperçu sur l'après-guerre complète la recherche.
La plupart des cas documentés de rançon montrent l'importance, pour le Troisième Reich, des sommes versées pour obtenir l'autorisation d'émigrer. Ces «rachats» n'ont pourtant véritablement abouti que dans quelques cas: le régime nazi se souciait davantage de l'extermination des Juifs que de leur «rachat», tandis que les Alliés imposèrent des mesures dissuasives dans le cadre de leur guerre économique. En outre, les Alliés étaient assez réservés devant les propositions allemandes d'échanges de prisonniers civils, ce qui a certainement contribué à diminuer l'avantage que les Allemands pouvaient y trouver.
Les autorités helvétiques ne se sont occupées que marginalement de cette question des rançons. Comme puissance protectrice, la Suisse a certes utilisé sa marge de man¦uvre dans un certain nombre de cas; elle a ainsi contribué à aider quelques Juifs à fuir vers un pays tiers. La place financière suisse a servi d'intermédiaire pour l'argent de la rançon, jusqu'à ce que les Alliés prennent des contre-mesures. Les motifs qui ont animé les différents intermédiaires suisses ne peuvent toutefois être décelés que dans certains cas précis. Ils oscillent d'un extrême à l'autre: d'un engagement purement humanitaire à la collaboration avec l'Allemagne nazie par appât du gain.


Riassunto

Fra il 1940 e il 1945 le autorità tedesche in Olanda, allora «commissariato del Reich», estorsero valuta estera e altri averi a persone ebree che volevano ottenere un permesso di espatrio; spesso ciò avvenne anche con l'intervento di persone e banche svizzere. La Commissione ha deciso di studiare la tematica sulla scorta del caso olandese, per i seguenti motivi. L'Olanda fu, dopo il governatorato generale di Polonia, l'area occupata in cui con maggiore frequenza vennero pretese e pagate controprestazioni finanziarie per espatri: è stato possibile, in effetti, documentare circa 400 casi individuali di estorsioni compiute in territorio olandese, per un volume di riscatti richiesti pari ad almeno 35 milioni di franchi svizzeri. Diversamente che in Polonia, circa la metà di tali casi presenta collegamenti con la Svizzera, costituiti dall'azione di intermediari oppure dall'intervento di autorità federali o banche elvetiche; in seguito alle estorsioni compiute in Olanda, gli Alleati presero conoscenza di quel genere di operazioni e si sentirono in dovere di procedere, tramite le «liste nere», contro mediatori elvetici, fra cui anche istituti bancari.
Il presente rapporto illustra le posizioni delle tre parti principali coinvolte nelle estorsioni tedesche di riscatti: il Reich col suo apparato amministrativo d'occupazione nei Paesi Bassi, la Svizzera e le potenze alleate (Regno Unito e USA).
L'importanza di questo tema nell'ambito del nostro mandato risulta da quanto segue. Per la Germania nazista l'estorsione di denaro a ebrei perseguitati che volevano andarsene dalle zone occupate, oppure a loro parenti e conoscenti all'estero, costituiva una possibilità di arricchimento a spese di averi ebraici, interni o esterni al territorio controllato dal Reich. I tedeschi erano estremamente interessati alle divise libere, cosicché le trattative sul denaro di riscatto si svolsero in netta preponderanza sulla base del franco svizzero; per perseguitati e persecutori era quindi naturale avvalersi di servizi di mediazione offerti da intermediari di un paese neutrale come la Svizzera. Solo poche delle persone rilasciate grazie a un riscatto, peraltro, giunsero poi su suolo elvetico; nella maggior parte dei casi la piazza finanziaria fu unicamente una piattaforma per procacciare le somme richieste.
La politica estera e la politica d'asilo elvetica si occuparono solo indirettamente di queste estorsioni tedesche. Come potenza protettrice per Germania, Gran Bretagna e Stati Uniti, la Svizzera mediò fra i belligeranti e si occupò degli scambi di prigionieri civili: individui di nazionalità alleata che si trovavano in territori occupati dal Reich, così come abitanti della Palestina (allora mandato britannico), vennero scambiati con cittadini tedeschi che erano stati internati dagli Alleati. In molti casi le persone oggetto di scambio, internate nel campo di concentramento di Bergen-Belsen, erano ebrei che in precedenza i tedeschi avevano costretto all'esborso di divise; fra l'estorsione dei riscatti e l'inserimento di ebrei olandesi negli scambi di prigionieri civili con gli Alleati c'erano legami stretti, che confluivano nel campo di Bergen-Belsen.
Il tema è quindi un punto d'incrocio fra politica d'asilo e trasferimento di divise; la sua carica esplosiva dipende anche dal fatto che nei paesi coinvolti (Svizzera o potenze alleate) esisteva un rapporto di tensione fra scopi umanitari e obiettivi dell'economia di guerra, cosa non priva di conseguenze sul destino delle persone interessate.
L'indagine affronta dapprima i retroscena delle estorsioni, cioè i presupposti economici dell'emigrazione coatta di ebrei dal Reich e quelli di politica estera legati alla funzione della Svizzera in quanto potenza protettrice; delineata la situazione olandese con le varie fasi delle estorsioni, sullo sfondo delle persecuzioni e dello sterminio degli ebrei, passa poi a esporre ciò che sapevano effettivamente gli Alleati come pure la loro politica delle «liste nere». In seguito vengono illustrate le attività degli intermediari svizzeri (privati cittadini e avvocati, ma anche banche); l'atteggiamento elvetico è poi analizzato tenendo conto delle implicazioni di politica della neutralità, ma anche di come quelle vicende furono percepite nei Paesi Bassi. Il testo si conclude con una rapida carrellata sul dopoguerra.
I risultati si possono riassumere come segue. Le molte estorsioni documentabili di riscatti segnalano la grande importanza che avevano per la politica del Reich i permessi di espatrio a pagamento; in circa la metà di tutti i casi vi sono legami accertati con la Svizzera. Solo pochi, tuttavia, furono i rilasci effettivi ottenuti mediante riscatto, in primo luogo perché il regime nazista dava la priorità non alla «vendita» ma allo sterminio degli ebrei, poi perché gli Alleati intervennero duramente con misure di guerra economica; anche nel quadro dello scambio di prigionieri civili, infine, essi non aderirono senza riserve alle offerte dei tedeschi, riducendo così il loro interesse agli scambi.
Le autorità elvetiche si occuparono solo marginalmente delle estorsioni di riscatti. In qualche caso la Svizzera sfruttò il suo spazio di manovra, in quanto potenza protettrice, aiutando così alcuni ebrei a fuggire in paesi terzi: finché non intervennero le contromisure alleate, la piazza finanziaria funse da piattaforma per le somme di riscatto. I moventi degli intermediari elvetici, operanti a diversi livelli, si possono precisare solo nel caso singolo, di volta in volta; gli estremi fra cui oscillavano furono da un lato il collaborazionismo a fini di lucro con la Germania nazista, dall'altro l'impegno umanitario.


Summary

Between 1940 and 1945, German officials in the Reich Commissariat Netherlands («Reichskommissariat Niederlande») demanded foreign currency and other valuables from Jews seeking exit permits. This often took place with the involvement of Swiss individuals and banks. For reasons explained in the following, the Independent Commission decided to research this issue using the example of Holland. With the exception of the General Government in Poland, financial compensation for exit documents was demanded and received more often in the Netherlands than in any other occupied territory. Nearly 400 individual cases of ransom demands in the Netherlands, amounting to at least 35 million Swiss francs, have been documented. In contrast to Poland, about half of these cases involve Switzerland in some way, be it through intermediaries, official Swiss agencies, or Swiss banks. The demands for money, in effect ransom, brought these deals to the attention of the Allies who felt obliged to take action against Swiss intermediaries, including banks.
This report describes the positions of the three primary figures in the German ransom demands: the German Reich and its occupation administration in the Netherlands, Switzerland, and the Allied powers Great Britain and the United States.
The significance of this topic within the framework of the ICE mandate can be seen through the following circumstances: blackmailing persecuted Jews who wanted to leave German occupied areas, or their relatives and acquaintances abroad, offered Nazi Germany the opportunity to acquire Jewish money both within and outside the German areas of power. The Germans were extremely interested in free currency, which is why ransom negotiations were almost always on the basis of Swiss francs. For both the persecuted and the perpetrators, it made sense to use the services offered by intermediaries in neutral Switzerland. And yet, only a few of those whose freedom was purchased actually ever reached Switzerland. In most cases, Switzerland, the financial center, was only a transfer site for the money involved.
Swiss foreign and refugee policy touched only indirectly on German ransom demands. As a protecting power for Germany, Great Britain, and the United States, Switzerland mediated between the warring powers and organized the exchange of civilian prisoners. Citizens of Allied powers who were inside the German Reich and inhabitants of Palestine, under British mandate, were exchanged for German citizens who had been imprisoned by the Allies. In many cases the individuals exchanged had been in the Bergen-Belsen concentration camp and were Jews who had earlier been forced to make payment to the Germans in foreign currency. There was a close relationship between the ransom demands and the involvement of Dutch Jews in the German-Allied exchange of civilian prisoners that had its roots in the Bergen-Belsen concentration camp.
Thus, the ransom issue is the place where refugee policy and currency transfers intersect. It is also an explosive topic because of the tense relationship between humanitarian goals and war-related goals in the nations involved, both in the Allied countries and in Switzerland. This could not fail to have an influence on the fate of the individuals in question.
The study first examines the background of the ransom demands, that is, the economic conditions under which Jewish forced-emigration from the German Reich took place and the foreign policy conditions of Switzerland's function as a protecting power. This is followed by an outline of the situation in the Netherlands, with the various phases of ransom demands, against the background of the persecution and murder of Jews. A further chapter describes what the Allies knew as well as how this policy of «black lists» functioned and what avenues stood open to them regarding possible attempts to save Jews. Finally, the activities of Swiss intermediaries - private individuals, lawyers, and banks - are examined and the position taken by Switzerland is analyzed with regard to implications for the Swiss policy of neutrality and also for the perception of these activities in the Netherlands. The conclusion provides a short overview of the postwar period.
In summary, the following results can be stated: the large number of documented cases of blackmail indicate the importance of purchased exit visas for Nazi German policy. In about half of the cases, a connection to Switzerland can be traced. However, few of those whose freedom was purchased actually reached freedom. This is primarily because the Nazi regime placed a higher priority on exterminating Jews than on «selling» them. An additional factor was the harsh wartime economic measures imposed by the Allies. Finally, the Allies often had reservations about German offers of exchange, even civilian exchanges, which led to decreased German interest in carrying out the exchanges.
Swiss officials concerned themselves only tangentially with ransom demands. As a protecting power, Switzerland in some cases made use of its freedom to act by helping individual Jews flee to third countries. As a financial center, Switzerland was used as a transfer point for ransom payments until Allied countermeasures were put into place. The motivation behind the Swiss intermediaries acting at various levels of the transactions can be determined only in individual cases. They ranged from collaboration with Nazi Germany for personal gain on the one side, to commitment to humanitarian ideals on the other.