Komplettpaket Bände 1–3
Liechtensteinische Geschichte
tmn. Es gibt wenige europäische Staaten ohne eigene Universität. Zu ihnen
zählt Liechtenstein, und so eignet dem akademischen Blick auf dieses Relikt
des Heiligen Römischen Reichs fast zwingend die Perspektive von aussen.
Seminarien an den Universitäten Zürich (Mittelalter), Salzburg (Frühe
Neuzeit) und Innsbruck (19. Jahrhundert) liegen den Beiträgen zugrunde, die
vom 1990 begonnenen «Historischen Lexikon» des Fürstentums koordiniert
wurden und in drei Bänden vereint «Bausteine zur liechtensteinischen
Geschichte» zusammentragen. Erörtert werden die Herkunft des Fürstenhauses
(Heinz Dopsch), die Erlangung hoheitlicher Rechte, etwa der
Blutgerichtsbarkeit (Karin Schamberger), die 1806 erlangte und im
20. Jahrhundert wiederholt prekäre Souveränität des Kleinstaates (Brigitte
Mazohl, Veronika Mittermair), aber auch viele Bereiche der Sozial-,
(Agrar-)Wirtschafts-, Kirchen- oder Bildungsgeschichte. Mathias Bugg zeigt,
wie sich der Rhein seit dem 15. Jahrhundert zur Grenz linie entwickelt. Dass
er aber zugleich Grenz raum bleibt, auch in der polarisierten ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts, zeigt ein weiterer Sammelband, in dem nicht nur das
militärische «Niemandsland» Liechtenstein analysiert wird (Peter Geiger),
sondern auch Vorarlbergs Beziehungen zur Schweiz vor der denkwürdigen
Volksabstimmung von 1919 (Gerhard Wanner) oder die Frontenbewegung im
St. Galler Rheintal (Werner Hagmann) zur Sprache kommen. Beide Phänomene
zeigen, wie Grenzen immer wieder neu und nach den jeweils opportunen
Kriterien konstruiert werden - wozu auch die scheinbar wissenschaftlichen,
sogenannten «natürlichen» Grenzen zählen (Adrian Collenberg).
Arthur Brunhart (Hg.): Bausteine zur liechtensteinischen Geschichte.
Studien und studentische Forschungsbeiträge. Chronos-Verlag, Zürich 1999. 3
Bde., 1147 S., Abb., Fr. 98.-.
Robert Allgäuer (Hg.): Grenzraum Alpenrhein. Brücken und Barrieren
1914-1938. Chronos-Verlag, Zürich 1999. 236 S., Abb., Fr. 38.-.
Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der NZZ.
Neue Zürcher Zeitung FEUILLETON 15.04.2000 Nr. 90 68