1910 «erfand» Julius Pinschewer den Werbefilm und meldete ihn in Berlin zum Patent an. Von 1910 bis 1960 produzierte er über 700 Filme in fast allen Gattungen: vom zweieinhalbstündigen Dokumentarfilm über einen Kurzspielfilm bis zu zahlreichen Industriefilmen; vor allem aber schuf er Hunderte von Werbefilmen fürs Kino und für das amerikanische Fernsehen.
Er arbeitete mit Kinostars wie Asta Nielsen, mit Exponenten des Weimarer Bauhauses (Walter Ruttmann), mit Schweizer Malern (Victor Surbeck) und Grafikern (Herbert Auchli, Hugo Wetli, Marcel Vidoudez). In der Frühzeit des Filmes experimentierte er mit den verschiedensten Bildtechniken: Seit 1915 arbeitete er mit Legetricks (Animation von ausgeschnittenen Formen), von 1919 stammt der erste Zeichentrickfilm. Seine Scherenschnittfilme überraschen durch Ideenreichtum und Feinheit. Liebevoll ausgefeilte Puppenfilme entstanden unter seiner Leitung.
Pinschewer war nicht nur ein «Macher»; seine Publikationen, Vorträge und Abhandlungen zeugen davon, dass er seine Tätigkeit auch theoretisch begründete.
1932/33 verlässt Pinscheder Deutschland und lässt sich in der Schweiz nieder, wo man ihn nicht unbedingt willkommen hiess. Bedeutende Schweizer Firmen und öffentlichen Betriebe (SBB, PTT) erkannten aber seine Qualitäten und betrauten ihn mit Werbefilmprojekten. 1939 schuf er den offiziellen Werbefilm für die Schweizerische Landesausstellung in Zürich. Trotzdem konnte er sein kreatives Potential in der Schweiz nicht voll nutzen. 1948 erhält er die Schweizer Staatsbürgerschaft, 1961 stirbt er nach längerer Krankheit - verarmt, teils verkannt und von vielen vergessen.
André Amsler vermittelt einen vollständigen Überblick über das Leben und Werk von Julius Pinschewer.
Die 200 noch erhaltenen Filme vermitteln ein eindrückliches Bild seines Wirkens und bilden ausserdem ein Kompendium zur Geschichte des Werbefilms und des Trickfilmes über 50 Jahre.