Familiäre Fürsorge aushandeln

Private und staatliche Akteur:innen in der Pflegekinderbetreuung im Kanton Bern (1880–2020)

Gebunden
Erscheint im März 2026. ca. 256 Seiten, ca. 25 Farbabbildungen
ISBN 978-3-0340-1839-5
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Fürsorge ist nie selbstverständlich, sondern wird kontinuierlich neu definiert. Das Buch blickt auf mehr als ein Jahrhundert Kinder- und Jugendfürsorge zurück. Es zeigt, wie Staat und private Akteur:innen seit dem 19. Jahrhundert im Pflegekinderbereich tätig sind und welche Vorstellungen von Familie, Geschlecht und sozialer Verantwortung die Praxis bis heute prägen. Mit dem «Gesetz über die Leistungen für Kinder mit besonderem Förder- und Schutzbedarf» (KFSG) von 2022 wurde die Kinder- und Jugendhilfe im Kanton Bern grundlegend reformiert. Ein Ziel dieser Reform ist es, die Familienpflege gegenüber der Heimunterbringung zu stärken und zugleich ein Feld vermehrt staatlich zu steuern, das bis heute in weiten Teilen in den Händen privater Akteur:innen liegt – von Vereinen, Organisationen bis hin zu den Pflegeeltern selbst.
Der Band enthält acht Beiträge zur Entwicklung der Pflegefamilienunterbringung von 1880 bis 2020. Die Autor:innen analysieren aus historischsoziologischer Sicht Verschränkungen von Staat, Wohlfahrtsorganisationen, Markt und privatem Engagement. Sichtbar werden wiederkehrende Missstände im Kindesschutz. Der Pflegekinderbereich erweist sich bis heute als Spiegel gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Traditionelle Vorstellungen von Geschlechterrollen und Familie sind in den Strukturen des Kindesschutzes verankert, wodurch pflegefamiliale Betreuungsarbeit und unterstützende Rahmenbedingungen nach wie vor unterfinanziert bleiben.


Tanja Rietmann arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung der Universität Bern und als Lehrbeauftragte für Sozialgeschichte an der Berner Fachhochschule.


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