Die Aufnahme geflüchteter Student:innen an Schweizer Hochschulen ist ein aktuelles und konfliktreiches Thema. Gegenwärtige Programme haben historische Vorläufer, die bisher nicht erforscht wurden. Der Autor nimmt in fünf Fallstudien unterschiedliche Facetten studentischer, behördlicher und privater Unterstützungspraxis in den Blick und öffnet neue Perspektiven auf eine transnationale Flüchtlings- und Studierendengeschichte der Schweiz der 1940er- bis 1970er-Jahre.
Wie erhalten geflüchtete Student:innen Zugang zu Hochschulbildung in der Schweiz? Welche Akteure sind an den Aushandlungsprozessen beteiligt und von welchen Faktoren werden sie beeinflusst? Diese Fragen beantwortet die Studie für die drei Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg. Ausgangspunkt sind studentisch-akademische Organisationen, insbesondere die «Hilfsaktion für Flüchtlingsstudenten in der Schweiz» und der «Verband der Schweizer Studierendenschaften» (VSS). In einem kleinteiligen Unterstützungsgeflecht interagierten sie mit Behörden, Hilfswerken, internationalen studentischen Organisationen und Geflüchteten – immer im Bemühen, Öffentlichkeit und Gelder für Stipendien oder Darlehen zu generieren.
Das Buch behandelt drei Gruppen studentischer Geflüchteter ausführlich, diejenigen aus der Tschechoslowakei 1948, aus Ungarn 1956 und aus Algerien um 1960. Zum Schluss thematisiert es mit Blick auf die langen 1960er-Jahre, wie Flüchtlings- und Entwicklungsdiskurs aufeinander einwirkten, und fragt, weshalb das reichhaltige Erfahrungswissen kaum institutionell verankert wurde.