Im Kontinuum zwischen Lebenstheater und Kunsttheater fächert diese Untersuchung zahlreiche öffentliche Schau- und Zeigevorgänge der Region Schwyz im 19. Jahrhundert auf. Dabei zwingt sie die Vielfalt der Theaterformen nicht auf einen Nenner, sondern lässt in deren Nebeneinander verschiedene gesellschaftliche Modelle und Wertordnungen aufleuchten: In Landsgemeinde, Wallfahrten, Bischofsempfängen oder Festspielen konnte die Welt der Vorväter, die Einheit von Religion, Politik und Leben nochmals aufleben, ebenso lebte man ein bürgerliches, verfeinertes Kulturleben aus oder feierte gesellige Feste mit betont kantonalem und freundeidgenössischem Charakter. Nicht zuletzt zeigen verschiedene, mit Theatermitteln ausgedrückte Störungen, wie labil und verhandelbar die bestehenden Ordnungen waren.
Die Studie bietet erstmals eine Übersicht über alle szenischen Vorgänge eines katholisch-ländlichen Gebietes im 19. Jahrhundert und arbeitet auf dieser Basis und mit einer wissenschaftlich mehrdimensionalen Herangehensweise das Theatralitätsgefüge der Region heraus.
«Georg Suter fasst die Theatralität weit und bezieht neben Liebhaber- und Tourneetheatern auch grosse nationale Festspiele, religiöse Prozessionen und Zirkusvorstellungen oder Schützenfeste in seine Arbeit mit ein. So entsteht ein buntes Kaleidoskop theatralischer Aktivität auf dem Lande mit spannenden Hinweisen auf die Autoren und die Autorinnen, die gespielten Stücke und einer Einordnung ins soziale Gefüge der beschriebenen Zeit.»
Diese Buchreihe fördert die Publikation von Texten zur Grundlagenforschung in der Theaterwissenschaft. In Aufsatzbänden bleibt bei einer Vielfalt der Gegenstände auch eine methodische Variationsbreite gewahrt. Sie bereiten als Sondierungen das Terrain für Monografien vor, für historische Längsschnitte, in denen eine Theaterform über einen längeren Zeitraum untersucht, und für historische Querschnitte, in denen das Nebeneinander, die Wechselwirkungen verschiedener Theaterformen in einem relativ kurzen Zeitraum erforscht werden