Die Aufhebung der aargauischen Klöster 1841 markierte eine Zäsur in der Schweizer Klostergeschichte und hatte Folgen bis in die europäische Politik hinein. Am Beispiel von Muri wird gezeigt, auf welche Weise das einschneidende Ereignis der Klosteraufhebung im Benediktinerkloster Muri-Gries, in der Region Oberfreiamt, auf kantonaler und auf nationaler Ebene erinnert wurde.
In der Historiografie war die Klosteraufhebung bis weit ins 20. Jahrhundert ein kontroverses Thema. Auch in politischen Auseinandersetzungen und alltäglichen Lebensfragen spielte die Rezeption dieses Ereignisses eine Rolle. Vor dem Hintergrund der konfessionellen Ausnahmebestimmungen in der Bundesverfassung diente sie der katholischen Minderheit erinnerungspolitisch zur Demonstration ihrer gefühlten Marginalisierung im Bundesstaat. Es dauerte über ein Jahrhundert, bis Annährungen zwischen dem Kloster Muri-Gries, dem Freiamt und insbesondere der aargauischen Regierung möglich waren. Die Autorin geht der Rezeptionsgeschichte nach und zeigt die spezifischen Erinnerungskulturen auf, die sich zu diesem Aspekt aargauischer Geschichte gebildet haben. Darüber hinaus eröffnet die Arbeit einen Ausblick auf eine noch zu schreibende Geschichte des Klosters Muri-Gries anhand bisher unbekannter klosterinterner Quellen.
Im Jahr 2027 wird das Benediktinerkloster Muri sein tausendjähriges Bestehen feiern. Im Hinblick auf dieses Jubiläum wurde das Projekt «Geschichte Kloster Muri» ins Leben gerufen, das von der gleichnamigen Stiftung getragen wird. Zum Gesamtprojekt gehört auch die Publikation von Themenheften und Monografien, die sich mit Aspekten der Klostergeschichte befassen.
«Es ist das grosse Verdienst der hier vorzustellenden Dissertation von Annina Sandmeier-Walt, dass ein in der historischen Erforschung des Klosters Muri-Gries bislang kaum bearbeiteter Aspekt in den Fokus gerückt wird: die Erinnerungen an die Klosteraufhebung und deren politische Bewirtschaftung bis in die Gegenwart hinein. […].
So gesehen fügt diese sorgfältig auf grosser Quellen- und Literaturgrundlage geführte Studie nicht nur der Geschichte des Kantons Aargau und des Klosters Muri-Gries Wesentliches
hinzu, sondern vermag auch aufzuzeigen, wie der ganze Diskurs um die Klosteraufhebung in die Geschichtsschreibung der modernen Schweiz hineinragt.»
«Mit dem anzuzeigenden, umfangreichen Band von Annina Sandmeier-Walt liegt ohne Zweifel eine gelungene, ja mustergültige Dissertationsschrift vor. Ist der Aufbau und die Struktur eher klassisch, so ist die dargebotene Erzählung lebendig – streckenweise sogar spannend und unterhaltsam! [...] Die Autorin beherrscht die Kunst des Schreibens und der Vermittlung von historischen Prozessen und Abläufen. [...] 1841 war ein Schlüsseljahr für die Klöster in der Schweiz, denn im Aargau wurden alle ‹Klausuren› von einer liberal-radikalen Oligarchie aufgehoben. [...] Annina Sandmeier-Walt beschäftigt sich in ihrer Dissertation intensiv mit der Rezeption und Wirkung dieser Ereignisse, sprich mit den ‹Erinnerungskulturen›. Und wie gesagt, es ist ihr sehr gut gelungen, auch weil sie verschiedene Gedächtnis- und Erinnerungsbestände in konzentrischen Kreisen, vom der eidgenössischen Ebene bis hinein in den Konvent selbst erfasst und darlegt. [...] Es ist ein gut aufgebautes und den Leser und die Leserin orientierendes Werk. Ein solch’ voluminöses Buch muss man ja auch zwangsläufig beiseitelegen. Und trotzdem verliert man beim Wiedereinstieg in das Lesen den roten Faden nicht. Ohne oberflächlich zu sein, verheddert sich die Darstellung auch nicht in Belanglosigkeiten – wie dies in anderen Dissertationen hin und wieder der Fall ist – und es wird dazu an vielen Stellen ein angenehmer Bezug zur Jetztzeit hergestellt. [...] Dem Werk ist eine breite Leserschaft zu wünschen, verdichtete resümierende Artikel in Englisch oder anderen Sprachen würden die spannende Geschichte der Klosteraufhebung in der Schweizerischen Erinnerungskultur eventuell auch anderen Leser- und Studierendenkreisen erschliessen. [...] Gratulation auf jeden Fall an Annina Sandmeier-Walt – ihr Werk bereichert die Religions- und Kirchengeschichte der Schweiz sehr.»
«In zehnjähriger Arbeit hat Annina Sandmeier-Walt die Aufhebung des Klosters Muri 1841 aufgearbeitet. [...] [Sie] zeigt [...] am Beispiel von Muri, auf welche Weise das einschneidende Ereignis der Klosteraufhebung im Benediktinerkloster Muri-Gries, in der Region Oberfreiamt, auf kantonaler und nationaler Ebene erinnert wurde. Politische Auseinandersetzungen spielten genauso eine Rolle wie alltägliche Lebensfragen. Die Arbeit eröffnet zudem einen Ausblick auf eine noch zu schreibende Geschichte des Klosters Muri-Gries anhand bisher unbekannter klosterinternen Quellen.»