Echo wird im 17. Jahrhundert zu einem die Poetik und Musiktheorie prägenden Paradigma; zwischen Erotik und Theologie, Liebesklage und Lobgesang. Dabei überlagern sich der mythologische Diskurs um die Nymphe Echo und das physikalisch-technische Wissen über das akustische Phänomen. So kommen in der Echo-Figur nicht nur mythische Narrative um unglückliche Liebe, Tod und Musik zum Tragen, sondern auch eine Artistik der Wiederholung als Form der Reflexion, des Widerspruchs oder der Transgression. In der Klangstruktur des Echos, über die sich Raum erschliesst, aber auch eine spezifische Zeitlichkeit in den Blick kommt, schliessen sich Episteme und Aisthesis immer neu zusammen. Die Beiträge des Bandes zeigen auf, wie vielfältig Echophänomene im 17. Jahrhundert instrumentalisiert wurden für Kompositionspraktiken und Poetiken des Glaubens und der einsamen Selbstreflexion wie auch des erotischen Begehrens und der Täuschung.
Einführung
Vergil Georgica 4,525–527
Manifestation und Auflösung
Thomas Selles Gebrauch von Echostrukturen im Spiegel theologischer Musikvorstellungen
Poetische Kontroversen in Philipp Zesens Jambisch Echonisch Sonnet
Sprechen und Schweigen der/des echten und falschen Echo/s im Musiktheater bei Harsdörffer (Seelewig), Telemann (Orpheus) und Romanelli (La pietra del paragone)
Zu Gedichten von Birken und Schottelius
Transformationen des Echos bei Barthold Heinrich Brockes
Diese Buchreihe vereinigt Studien des gleichnamigen Nationalen Forschungsschwerpunkts sowie mediengeschichtliche Arbeiten. Sie rückt die Zeit vor der Ausbreitung der Massenmedien und insbesondere die medialen Verhältnisse der Vormoderne ins Zentrum. Damit ermöglicht sie Einblicke in die Andersartigkeit älterer Kommunikationsformen und erlaubt es gleichzeitig, Voraussetzungen für die mediale Formierung der Neuzeit zu ergründen.