Harry Potter, Edward Cullen, Katniss Everdeen – so heißen die literarischen Heldinnen und Helden unserer Zeit. Die internationale Buchbranche bringt seit Rowlings Romanreihe immer mehr Romane heraus, die ein erwachsenes Publikum ebenso ansprechen sollen wie Kinder und Jugendliche. Warum werden bestimmte Texte von unterschiedlichen Generationen gelesen? Ist diese Rezeption in den Texten angelegt oder wird sie über den Markt gesteuert?
In komparatistischen Analysen werden Verfahren aufgeschlüsselt, die Texte an ein altersdiverses Publikum adressieren. Dabei wird eine Tradition nachgezeichnet – von «The Adventures of Tom Sawyer» (1876) und «Treasure Island» (1883) über «Krabat» (1971) und «Die unendliche Geschichte» (1976) bis hin zu «The Book Thief» (2005) und «Tschick» (2010). Im Zentrum der Verschränkung von Diskurs, Markt und Text entstand ein literarisches Phänomen, das veränderte Konzepte von Alter ebenso abbildet wie formt und das mit «Harry Potter» seinen bisherigen Erfolgshöhepunkt erlebte.
Die Schriftenreihe umfasst wissenschaftliche Beiträge zu unterhaltenden und informierenden Angeboten in gedruckter wie audiovisueller Form. Den Schwerpunkt bilden Untersuchungen, die an der Abteilung Populäre Kulturen des Instituts für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft ISEK der Universität Zürich entstanden sind.
«Die Stärke der ursprünglich als Dissertation vorgelegten Arbeit zeigt sich von Beginn an in der Genauigkeit, mit der die Bedeutungshorizonte einzelner Begrifflichkeiten aufgefächert und gegeneinander abgewogen werden – um in eine jeweils bewusste Entscheidung für die kontextrelevanten Begriffe zu münden (und zwar ohne dafür Begriffseskapaden zu bilden). So wird bereits zu Beginn All Age als marktorientierter Begriff ausgewiesen und Crossover als der entsprechende Genrebegriff etabliert, der explizit auf die ‹Idee einer Grenzüberschreitung zwischen Systemen› verweist. Ebenso avanciert sind die Textauswahl und die damit verbundene klare Begrenzung auf einen schmalen exemplarischen Korpus von sechs Texten, die dafür umso genauer in den Blick genommen werden.»